Noch ein Corona-Winter: Halten die Krankenhäuser das durch?

Der Faktencheck zur Sendung vom 22.11.2021

"hartaberfair" schaut in die Krankenhäuser: Wie lange hält das Klinik-Personal in der vierten Welle noch durch? Wie dort umgehen mit schwerkranken Coronaleugnern und Impfverweigerern? Und kommt, wenn die Intensivstationen voll sind, auch bei uns die Impfpflicht?

Eine Talkshow ist turbulent. Oft bleibt während der Sendung keine Zeit, Aussagen oder Einschätzungen der Gäste gründlich zu prüfen. Deshalb hakt hartaberfair nach und überprüft einige Aussagen auf ihre Richtigkeit. Die Antworten gibt es hier im Faktencheck.

Annette Kurschus über eine Forsa-Studie zu Impfunwilligen

Annette Kurschus spricht sich für eine Impfpflicht aus. Eine Forsa-Studie habe gezeigt, dass Menschen, die sich heute nicht impfen lassen wollen, dies auch in Zukunft nicht tun werden. Zu versuchen, diese Menschen zu überzeugen, werde keinen Sinn machen. Das habe bei ihr zu einem Umdenken geführt.

Tatsächlich scheinen sich Ungeimpfte nur schwer von einer Impfung gegen eine Covid19-Erkrankung überzeugen zu lassen. Im Auftrag des Bundesgesundheitsministeriums befragte das Forsa-Institut vor wenigen Wochen mehr als 3000 ungeimpfte Personen nach den Gründen für ihre Ablehnung einer Impfung. Darüber hinaus wollte Forsa wissen, ob die Befragten vorhaben, sich in Zukunft noch impfen zu lassen. Die Ergebnisse der repräsentativen Umfrage sind eindeutig. Gut zwei Drittel (65 Prozent) antworteten auf die Frage, ob sie vorhaben, sich in den kommenden Wochen impfen zu lassen, mit “auf keinen Fall“. 23 Prozent antworteten mit “eher nein“. Nur zwei Prozent der befragten Ungeimpften haben die feste Absicht, sich in den nächsten Wochen impfen zu lassen. Drei Prozent antworteten mit “eher ja“. Unter den Befragten, die sich „auf gar keinen Fall“ impfen lassen wollen, ist der Anteil derer, die “Querdenkern“, Impfskeptikern und Corona-Leugnern nahestehen, besonders hoch – zum Teil bis zu 84 Prozent.

Hauptgründe gegen eine Impfung sind unter anderem nicht ausreichend erprobte Impfstoffe, zu großer Druck von außen, Unehrlichkeit der Bundesregierung, Zweifel an der Sicherheit der Impfstoffe und Angst vor Impfschäden und Langzeitfolgen.

Der Großteil der Befragten (89 Prozent), der eine Impfung ablehnt, würde seine Einstellung auch dann nicht ändern, wenn die Kapazitäten auf den Intensivstationen an ihre Grenzen stoßen würden. Einfluss auf die Impfbereitschaft hätte für die meisten der noch nicht geimpften (56 Prozent) die Zulassung zusätzlicher Impfstoffe, die auf einem klassischen Wirkprinzip beruhen, z. Bsp. so genannte Totimpfstoffe.

Markus Blume über die 4. Pandemie-Welle in Deutschland

Markus Blume beklagt, dass die Impfkampagnen im deutschsprachigen Raum Europas nicht weit genug vorangekommen sind. Die Folge sei, dass uns die 4. Welle derzeit härter trifft als “alle anderen Länder auf dieser Erde“.

Das ist in dieser Pauschalität übertrieben. Zweifellos befindet sich Deutschland derzeit in einer sehr angespannten Lage. Dennoch gibt es zahlreiche andere Staaten, die aktuell noch härter von der 4. Corona-Welle getroffen werden als wir – auch in unserer direkten Nachbarschaft. So liegt die 7-Tage-Inzidenz bei uns heute bei 399,8. Ein deutlich höheres Infektionsgeschehen verzeichnet dagegen zum Beispiel die Slowakei mit einer Inzidenz von 1.296. Einen Inzidenzwert von über 1.000 melden auch Tschechien (1.137), Österreich (1.093) und Slowenien (1.064). Unter 1.000, aber dennoch deutlich über den Werten in Deutschland, liegen Belgien (955), die Niederlande (881), Kroatien (779) und Irland (725).

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Stand: 23.11.2021, 10:48 Uhr