Lockdown und kein Ende: Wie geht es Ihnen in der Krise?

Der Faktencheck zur Sendung vom 25.01.2021

Homeoffice mit der Wohnung voller Kinder. Selbständig, der Laden dicht und das Konto leer. Ärztin im Dauerstress, die Station voller Todkranker: Wie hält man das aus? Was macht die Krise mit uns? Sind wir so bald am Ende oder am Ende sogar stärker?

Eine Talkshow ist turbulent. Oft bleibt während der Sendung keine Zeit, Aussagen oder Einschätzungen der Gäste gründlich zu prüfen. Deshalb hakt hartaberfair nach und lässt einige Aussagen bewerten. Die Antworten gibt es hier im Faktencheck.

Monika Sieverding über Reaktanz und COSMO-Studie

Monika Sieverding sagt, in einer Studie sei erst kürzlich festgestellt worden, dass sich die Reaktanz bei den Menschen erhöht habe.

Das ist richtig. Das so genannte “Covid-19 Snapshot Monitoring“ (COSMO) ist ein Forschungsprojekt, an dem unter anderem die Universität Erfurt, das Robert Koch-Institut und das Leibniz-Institut für Psychologie beteiligt sind. In regelmäßigen Abständen befragen die Wissenschaftler Menschen zu deren Befindlichkeiten in der Pandemie. Unter anderem wurde auch die so genannte Reaktanz beleuchtet. Sie steht für die Reaktion von Menschen, denen beispielsweise Freiheiten entzogen wurden und die sich hierdurch eingeschränkt fühlen. Dabei empfinden sie auch die Einschränkungen von Freiheiten als ärgerlich, denen sie vorher keine besondere Bedeutung zugemessen haben. Die Reaktanztheorie besagt unter anderem, dass durch die Beschneidung von Handlungsfreiheiten die Bereitschaft steigt, sich gegen diese Einschränkungen zu stellen oder sie auch zu umgehen. Tatsächlich hat die aktuellste COSMO-Erhebung festgestellt, dass die Reaktanz bei den Menschen deutlich zugenommen hat. Ärgerten sich Ende des vergangenen Jahres noch 24 Prozent über die Corona-Maßnahmen, waren es Mitte Januar bereits 32 Prozent.

Monika Sieverding über Ausgangssperren und Begründungen

Die Ausgangsbeschränkungen in Baden-Württemberg sind Monika Sieverding ein Dorn im Auge. Sie ärgert sich darüber, dass die Maßnahme auf der Homepage des Landes nicht begründet wird.

Das ist nicht ganz richtig. Das Land Baden-Württemberg informiert auf seiner Homepage ausführlich über die Corona-Maßnahmen. Neben der Erklärung bestehender Regeln und Einschränkungen werden auch die dazu gehörigen Begründungen angeboten. Im Kern geht es auch der Landesregierung von Baden-Württemberg vor allem um die Reduzierung von Kontakten „auf ein absolutes Mindestmaß“. Zum Zeitpunkt, als die neuen Verfügungen erlassen wurden, rechnete das Land mit einem Wiederanstieg der Infektionszahlen. Baden-Württemberg hielt es für dringender denn je, den Eintritt einer akuten Gesundheitslage zu vermeiden. Die Landesregierung verspricht sich von den Maßnahmen nicht nur ein Ende der Dynamik des Infektionsgeschehens, sondern auch eine nachhaltige Umkehr. In ihrer Begründung beruft sich die Landesregierung unter anderem auf Erfahrungen aus anderen europäischen Staaten wie Irland, Frankreich und Italien. Hier hätten Ausgangssperren gezeigt, dass sie “wesentliche Bausteine eines Maßnahmenpakets sein können, um eine `pandemische Trendwende` zu erwirken.“ Darüber hinaus habe sich die Landesregierung auf die dringenden Empfehlungen der Wissenschaft gestützt. Ob jeder Einzelne diese Begründungen am Ende für ausreichend und nachvollziehbar hält, wird individuell sicher unterschiedlich bewertet.

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Stand: 26.01.2021, 10:09 Uhr