hartaberfair-extra: Es ist ernst – wieviel Freiheit lässt uns Corona noch?

Der Faktencheck zur Sendung vom 23.03.2020

Menschen sterben, die Corona-Epidemie schreitet fort – und die Regierung schränkt unsere Freiheit weiter ein: Grenzen und Läden dicht, keine Veranstaltungen, keine Nähe. Und was kommt, wenn das nicht hilft? Ein "hartaberfair-extra" mit Ihren Fragen, beantwortet von Experten und Politikern! Zu Beginn zeigt eine 30 minütige Reportage die aktuelle Situation in Deutschland.

Eine Talkshow ist turbulent. Oft bleibt während der Sendung keine Zeit, Aussagen oder Einschätzungen der Gäste gründlich zu prüfen. Deshalb hakt hartaberfair nach und lässt einige Aussagen bewerten. Die Antworten gibt es hier im Faktencheck.

Besuch von Freunden in der eigenen Wohnung?

Die Maßnahmen zur Beschränkung sozialer Kontakte, die die Bundesregierung in enger Absprache mit den Bundesländern beschlossen hat, wirft bei vielen Menschen Fragen auf. Grundsätzlich gilt in allen Bundesländern, dass der Aufenthalt in der Öffentlichkeit nur noch alleine, mit einer nicht im Haushalt lebenden Person oder im Kreis der Angehörigen des eigenen Haushalts erlaubt ist.

In einigen Einzelfragen bleibt es aber nach wie vor den Bundesländern überlassen, eigene Regelungen zu gestalten. Das gilt etwa für die Frage eines Zuschauers, ob es noch möglich sei, einen Freund oder eine Freundin (keine Lebensgefährten) in der eigenen Wohnung zu besuchen. Die Bundesländer handhaben diese Frage unterschiedlich. Einen Freund oder eine Freundin in deren Wohnung zu besuchen, weil jemandem zu Hause vielleicht die Decke auf den Kopf fällt, ist zum Beispiel in Berlin, Niedersachsen, Bayern und dem Saarland nicht mehr erlaubt. Andere Bundesländer sind nicht so streng. Neben Rheinland-Pfalz sind solche Besuche beispielsweise auch noch in Baden-Württemberg und Nordrhein-Westfalen erlaubt. Hier bezieht sich die Einschränkung der sozialen Kontakte nur auf den öffentlichen Raum. Dennoch raten die Landesregierungen dringend dazu, auch soziale Kontakte in Form von Besuchen, wenn es irgendwie geht, zu vermeiden.

Die einzelnen Bundesländer haben auf ihren Internetseiten zahlreiche Informationen rund um die Ausgangsbeschränkungen zusammengestellt. In den FAQ, erfahren die Bürger, wo Besuche bei Freunden noch erlaubt sind und wo nicht.

Wie viele Menschen sind wieder gesund?

Über die Anzahl der Corona-Infizierten, die inzwischen wieder genesen sind, hat das Robert-Koch-Institut keine Zahlen. Laut RKI würde eine solche Erhebung die Ressourcen der Gesundheitsdienste überfordern, weil sie hierfür jeden einzelnen Fall über Wochen verfolgen müssten. Im Gegensatz zum RKI schauen die Forscher der Johns-Hopkins-Universität auch auf die Zahl der genesenen Patienten. Stand heute um 08 Uhr 15 zählte die Johns-Hopkins-Universität für Deutschland 453 Menschen, die sich von der Corona-Infektion wieder erholt haben. Aktuell sind knapp über 29.000 Menschen hierzulande infiziert und 123 Patienten verstorben.

Da in Deutschland allerdings nicht alle Gesundheitsbehörden der Bundesländer die Zahlen der bereits Genesenen erfassen, ist auch die Zahl der Johns-Hopkins-Universität – die sich ihre Daten unter anderem auch von diesen Behörden beschaffen - mit Vorsicht zu genießen. Beispielsweise wertet Thüringen die Zahl derer, die die Infektion überstanden haben aus, Sachsen und Sachsen-Anhalt aber nicht. Die Daten der Johns-Hopkins-University könnten also zu niedrig sein. Das vermutet auch Dr. Ralf Krumkamp vom Bernhard-Nocht-Institut für Tropenmedizin. Die Anzahl der Genesenen sei schwer zu interpretieren: “Nicht jeder COVID-19 Fall wird solange nachgetestet, bis er wieder negativ ist. Somit wird, besonders bei den leichten Verläufen, nicht registriert, ob eine Infektion durchstanden ist. Unter Berücksichtigung des hohen personellen und finanziellen Aufwandes bei der Labordiagnose, ist eine solche Erhebung auch nicht nötig. Ähnlich wie bei den Fallzahlen der Infizierten, dürfte es auch bei den Genesenen eine hohe Dunkelziffer geben. Personen, die leichte Infektionsverläufe haben tauchen daher weder in der Statistik der Infizierten, noch in der der Genesenen auf“, sagt der Wissenschaftler, der sich unter anderem mit der Ausbreitung von Infektionen befasst.

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Stand: 24.03.2020, 10:18 Uhr