Nach dem Duell, vor der Wahl - kommt jetzt die ewige Kanzlerin?

Der Faktencheck zur Sendung vom 04.09.2017

Der Zweikampf der Spitzenkandidaten – vielleicht die letzte Chance für Herausforderer Martin Schulz. Hat er sie genutzt? Oder ist die Wahl schon entschieden, bleibt jetzt nur noch die Frage: Wer darf Angela der Ewigen als kleiner Partner dienen?

Eine Talkshow ist turbulent. Auch in 75 Minuten bleibt oft keine Zeit, Aussagen oder Einschätzungen der Gäste gründlich zu prüfen. Deshalb hakt "hart aber fair" nach und lässt einige Aussagen bewerten. Die Antworten gibt es hier im Faktencheck.

Thomas Oppermann über Umfragen nach TV-Duell

Thomas Oppermann (SPD) war sichtlich froh, dass er wenigstens eine Umfrage anbringen konnte, nach der Martin Schulz das TV-Duell für sich entscheiden konnte. So habe eine Befragung der Uni Freiburg den SPD-Vorsitzenden vorne gesehen.

Richtig ist, dass Martin Schulz in einer Befragung der Uni Freiburg das Duell knapp für sich entscheiden konnte. 40,3 Prozent der Teilnehmer, die nach dem Duell befragt wurden, sahen Schulz als Gewinner des Abends, 38,9 Prozent votierten für Merkel. Deutlicher war das Ergebnis dieser Befragung bei den unentschlossenen Wählern: 46,7 Prozent entschieden sich für Martin Schulz, Angela Merkel kommt hier nur auf 28,8 Prozent.

Erhoben wurden die Daten über eine App, die von Wissenschaftlern der Uni Freiburg entwickelt wurde. Mit dem "Debat-O-Meter" konnten die Teilnehmer während und nach dem TV-Duell Bewertungen zu Inhalten und Argumenten abgeben. Der Leiter des Projekts, der Politikwissenschaftler Uwe Wagschal, glaubt, dass die Umfrage – auch aufgrund der hohen Teilnehmerzahl - repräsentativen Charakter besitzt. Ungleichgewichte bei Kriterien wie Alter, Geschlecht, Bundesland und Bildung könnten rechnerisch ausgeglichen werden, so Wagschal in einem Interview mit dem "Westfalen-Blatt".

In allen anderen Umfragen jedoch ging Angela Merkel als Siegerin aus dem TV-Duell mit ihrem Herausforderer hervor – mal mehr, mal weniger deutlich. Die Umfrage durch infratest dimap für die ARD sah die Bundeskanzlerin mit 55 Prozent deutlich vor Schulz (35 Prozent). Knapper fiel das Ergebnis bei der Befragung der Forschungsgruppe Wahlen für das ZDF aus. Hier sahen 32 Prozent der Befragten Angela Merkel als Siegerin. 29 Prozent fanden, Schulz habe das TV-Duell für sich entschieden.

Thomas Oppermann über Internetgeschwindigkeit

Thomas Oppermann kritisiert den schleppenden Ausbau des schnellen Internets. Bei der Internetgeschwindigkeit liege Deutschland im weltweiten Vergleich lediglich auf Platz 25 – noch hinter Rumänien und Bulgarien.

Das stimmt. Die Internet-Technologiefirma "Akamai" veröffentlicht regelmäßig Berichte und Kennzahlen zu den Themen Internetsicherheit und Verbindungsgeschwindigkeiten. Laut des aktuellsten "State of the internet" – Berichts lag die durchschnittliche Verbindungsgeschwindigkeit im ersten Quartal dieses Jahres in Deutschland bei 15,3 Megabits pro Sekunde (Mbps). Damit liegt Deutschland auf Rang 25. Tatsächlich können Rumänen und Bulgaren demnach schneller surfen. In Rumänien liegt die durchschnittliche Geschwindigkeit bei 17 und in Bulgarien bei 15,5 Mbps. Mit 23,5 Mbps ist das Internet in Norwegen europaweit das schnellste. Weltweit liegt Südkorea mit 28,6 Mbps an der Spitze.

Walter Sittler über Niedriglohn

Der Schauspieler Walter Sittler sagt, in Deutschland arbeiten sieben Millionen Menschen für einen Niedriglohn.

Die Größenordnung stimmt. Die Zahlen für den Bereich des Niedriglohnsektors basieren auf der so genannten Verdienststrukturerhebung, die nur alle vier Jahre erhoben wird. Die aktuellsten Daten stammen aus dem Jahr 2014. Demnach waren zu diesem Zeitpunkt 7,6 Millionen Beschäftigte im Niedriglohnsektor tätig. Das entspricht einem Anteil von 21,4 Prozent aller Beschäftigten. Zum Niedriglohn zählen nach Festlegung der OECD jene Verdienste, die niedriger als zwei Drittel des mittleren Bruttolohns (Einkommensmedian) liegen. Nach Angaben der Bundesregierung lag die Schwelle zum Niedriglohn im Jahr 2014 bei einem Bruttostundenlohn von zehn Euro oder einem Bruttomonatsverdienst von 1.993 Euro. Ein Jahr zuvor lag der Anteil der Beschäftigten im Niedriglohnsektor laut der fünf Wirtschaftsweisen noch bei 24,4 Prozent.

Stand: 05.09.2017, 10:16 Uhr