Junge Laubbäume stehen vor einem Fichtenwald

Aufforstungspläne am Computer simuliert

Ein halbes Jahr nach dem Orkan

Stand: 18.07.2007, 06:00 Uhr

Vor genau einem halben Jahr wütete Orkan "Kyrill" über NRW. Er verwüstete tausende Hektar Wald und riss 15 Millionen Bäume um. Fördermittel und Sonderkredite sollen Waldbauern beim Aufforsten helfen. Doch nicht alle wollen wieder Bäume pflanzen.

Bislang haben Kyrill-Geschädigte aus NRW zinsvergünstigte Sonderkredite der NRW-Bank in Höhe von rund 63 Millionen Euro in Anspruch genommen. Neben den betroffenen 30.000 Waldbauern bekamen auch Kommunen, Kommunalverbände und Holzwirtschaftsbetriebe zinsgünstige Darlehen zur Beseitigung von Waldschäden. Zusätzlich bietet das 100-Millionen-Euro-Sonderprogramm Landesförderung für die Aufforstung, Wegeinstandsetzung und den Forstschutz. Ende Mai 2007 waren rund ein Drittel der Waldschäden aufgearbeitet, das entspricht 4,2 Millionen Festmetern Holz. Die Arbeit ist allerdings nicht ungefährlich: Nach Angaben von Jörg Matzick, dem Sprecher des Landesbetriebes Wald und Holz NRW, kam es bis Ende Mai zu 501 Unfällen mit vier Todesopfern.

Mischwälder werden mit Klimawechsel besser fertig

Doch was passiert nun eigentlich mit den freien Flächen? Vorschläge für ein Aufforstungskonzept liegen bereits vor. Sie wurden mit Hilfe von Computersimulationen entwickelt und sollen auch zukünftige Veränderungen durch den Klimawandel berücksichtigen. Das Konzept setzt dabei vor allem auf stabile Mischwälder, aus Buchen, Eichen, Birken oder Weiden, denn die werden mit den Folgen des Klimawandels allemal besser fertig als zum Beispiel eine Monokultur aus Fichten. Und auch der gefräßige Borkenkäfer hätte es im gemischten Forst schwerer, Bäume kahl zu fressen. Denn Fichten, die bei Trockenheit besonders anfällig sind, fehlen oft die Mittel zur Gegenwehr.

Rapsblüten statt Nadelholz

Einige Waldbauern haben allerdings mit den freigewordenen Flächen ganz anderes im Sinn. Rund jeder dritte Wald, den Kyrill im Sauer- und Siegerland umfegte, wird vielleicht gar nicht mehr aufgeforstet. Dafür könnten dort, wo vorher noch Nadelhölzer standen, bald schon Mais und Raps wachsen. Es gebe einen "großen Flächenhunger der Landwirtschaft", sagt auch Franz-Lambert Eisele von der NRW-Forstverwaltung. Und der Preis für Energiepflanzen sei hoch. Eisele schätzt, dass bis zu zehn Prozent der verwüsteten Wälder von ihren Besitzern zu Ackerflächen umfunktioniert werden.

Andere Waldbauern spekulieren auf schnell wachsende Weihnachtsbäume, statt auf Nutzholz. Ökologisch sei dies ein Problem, ökonomisch aber rentabel für die Waldbauern, sagt Eisele.

Katastrophenhilfe aus Brüssel?

Bis Anfang August 2007 will die Brüsseler EU-Kommission über einen deutschen Antrag auf Katastrophenhilfe entscheiden. Rund 140 Millionen Euro "Solidaritätshilfe" sind für Deutschland im Gespräch. Über eine Verteilung der Mittel unter den Bundesländern, von denen Nordrhein-Westfalen besonders betroffen war, muss noch beraten werden.