Ukrainisches Getreide geht vor allem in reiche Länder

Getreidefrachter wird in Hafen in der West-Ukraine beladen
Die Ukraine gilt weltweit als wichtiger Exporteur von Getreide. Gemeinsam mit Russland war sie für 30 Prozent der weltweiten Weizen- und 20 Prozent der weltweiten Maisexporte verantwortlich. Durch den russischen Überfall im Februar 2022 auf die Ukraine kam es zu einem vollständigen Stopp der Getreidelieferungen aus der Ukraine. Dies trug mitunter dazu bei, dass weltweit die Lebensmittelkosten stiegen. Besonders Entwicklungsländer sind von den Auswirkungen des Krieges betroffen, da sie zum einen auf die Getreideimporte angewiesen sind und sich zum anderen die steigenden Kosten für Nahrungsmittel nicht leisten können.
Internationale Hilfe wäre laut Linda Staude in der akuten Notsituation extrem wichtig: "Aber die Hilfsorganisationen leiden unter den gleichen Problemen. Dadurch, dass die Nahrungsmittel so extrem teuer geworden sind und auch das Benzin für den Transport extrem viel teurer geworden ist, können sie nicht genügend Nahrungsmittel kaufen, weil das einfach schon für den Transport drauf geht."

Fahrzeug lädt Mais auf einem Bauernhof in Roksana ab
Mit einem Getreideabkommen wurde im Juli 2022 sichergestellt, dass eine sichere Ausfuhr von Getreide aus drei ukrainischen Häfen wieder möglich ist, um die Nahrungsmittelkrise zu begrenzen. Seit Inkrafttreten des Abkommens Anfang August 2022 wurden insgesamt rund 11,7 Millionen Tonnen Lebensmittel exportiert, darunter rund 3,5 Millionen Tonnen Weizen, 4,8 Millionen Tonnen Mais und 875.000 Tonnen Raps. Diese Exporte kommen aber bei weitem nicht an den Umfang der Lieferungen vor Kriegsbeginn. Im Jahr 2021 wurden vergleichsweise insgesamt knapp 24,5 Millionen Tonnen Mais, 19,4 Millionen Tonnen Weizen und 2,3 Millionen Tonnen Raps aus der Ukraine exportiert.
Humanitäre Hilfe steht bei den Lieferungen allerdings offenbar weniger im Vordergrund. Laut Linda Staude komme in den betroffenen Ländern trotz Abkommen nichts an. Das verschärfe die Lage noch mehr. Aktuelle Exportdaten zeigen, dass von den 591 Lieferungen (Stand 9.12.22) rund 2,7 Prozent an Entwicklungsländer mit niedrigem Einkommen gegangen sind. Fast 50 Prozent (278 Lieferungen) wurden an Industrieländer mit hohem Einkommen exportiert. Mit 158 erhaltenen Lieferungen ist die Türkei Spitzenreiter, gefolgt von Spanien (86), Italien (69) und China (37). Insgesamt wurden 41 Länder beliefert. Das Abkommen wurde am 19.11.2022 um weitere 120 Tage verlängert.
Inhaltsverzeichnis
- Teil 1/3 - Hunger weltweit – ein Überblick in aktuellen Daten
- Ausgewählter Teil: Teil 2/3 - Folgen des Ukraine-Kriegs ...
- Teil 3/3 - Spendenbereitschaft in Deutschland