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Johannes Brahms - Sinfonie Nr. 2 D-Dur op. 73

WDR Sinfonieorchester Video 15.03.2024 44:10 Min. Verfügbar bis 30.12.2099 WDR 3

Werkeinführung: Johannes Brahms - Sinfonie Nr. 2 D-Dur op. 73

Von Otto Hagedorn

Wie ein mühelos hingeworfenes Glanzstück wirkt sie, die zweite Sinfonie von Johannes Brahms. Und der Schein trügt nicht: Nur etwa vier Monate brauchte der Komponist von der ersten Idee bis zur Vollendung des Werks. Auch in dieser Hinsicht ist die Zweite ein Gegenstück zu Brahms’ erster Sinfonie, an der er sich rund 15 Jahre lang abmühte. Und klingt die Nr. 1 ernst, streng, ja düster, hat er mit der Nr. 2 die fröhlichste, unbeschwerteste seiner vier Sinfonien geschaffen. Entstanden ist sie hauptsächlich im Sommerurlaub, den der Komponist 1877 in Pörtschach am Wörthersee verbrachte. Es ist einer der seltenen Fälle, bei denen sich die Umgebung unmittelbar auf die Stimmung einer Komposition ausgewirkt zu haben scheint. "Hier – ja hier ist es allerliebst, See, Wald, 'drüber blauer Berge Bogen, schimmernd weiß in reinem Schnee'", zitiert Brahms sein Lied "Auf dem See", um seinen Ferienort zu beschreiben. In einer wahren Hochstimmung komponiert er die Sinfonie. Und bei allen klanglichen Sonnenfluten macht Brahms auch in diesem Werk keinen Hehl daraus, dass Licht im Wechselspiel mit Schatten umso wirkmächtiger strahlt. Und so sorgen melancholische Einsprengsel für den nötigen Kontrast.

Im September reist Brahms weiter nach Lichtental bei Baden-Baden, um mit Clara Schumann zusammenzukommen. Ihre Freundschaft ist seit dem Tod von Robert Schumann gut zwanzig Jahre zuvor noch enger geworden. Bei dieser Gelegenheit spielt Brahms ihr Teile der soeben entstandenen Sinfonie auf dem Klavier vor. Hellsichtig notiert Clara in ihr Tagebuch: "Mit dieser Symphonie wird er auch beim Publicum durchschlagenderen Erfolg haben als mit der ersten". Tatsächlich wird die Uraufführung in Wien am 30. Dezember desselben Jahres ein absoluter Triumph. Ein Bekannter von Brahms’ Verleger hält fest: "Musterhafte Ausführung, wärmste Aufnahme, 3ter Satz (Allegretto) da capo". Und weiter heißt es in diesem Bericht: "Leben und Kraft sprudelt überall, dabei Gemütstiefe und Lieblichkeit. Das kann man nur auf dem Lande, mitten in der Natur, komponieren." Selten war eine enthusiastische Aussage so wahr.

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