Trotz Förderung: Wenig Interesse an Solarstrom auf Baudenkmälern in Bonn

Stand: 19.05.2024, 06:00 Uhr

Wer in Bonn Photovoltaik auf seinem Hausdach installiert, bekommt von der Stadt eine Förderung. Bei Baudenkmälern sogar besonders viel. Doch solche Projekte scheitern am Denkmalschutz.

Von Sebastian Tittelbach

In Bonn-Oberkassel muss Dietmar Müller die Straßenseite  wechseln, um sein Hausdach zu sehen. Auf dem hundert Jahre alten Gebäude sollte längst eine Photovoltaikanlage Strom produzieren. 20.000 Euro haben er und seine Frau dafür gespart und auch eine passende Firma gefunden:

"Wir wollen und wir könnten auch, aber aufgrund der Einschränkungen der Denkmalbehörde dürfen wir nicht." Dietmar Müller

Stadt Bonn: Baudenkmäler wichtig für die Stromwende

Die Stadt Bonn möchte bis 2035 klimaneutral werden. | Bildquelle: Sebastian Tittelbach

Dabei fördert die Stadt Bonn Photovoltaikanlagen auf privaten Gebäuden, bei denkmalgeschützten Häusern zahlt sie sogar den doppelten Zuschuss. Bei einer üblichen Dachanlage können das rund 2.000 Euro sein. Laut Carmen Ulmen vom städtischen "Programmbüro Klimaneutrales Bonn 2035" gibt es 4.000 Baudenkmäler in Bonn und somit auch viel Dachfläche für Solarstrom: "Sieben Prozent der Solaren Potentialfläche in Bonn liegen auf Baudenkmälern. Das ist viel und man sieht: Wir brauchen Denkmalgebäude für die Stromwende."

Viele Baudenkmäler, aber wenig Förderanträge in Bonn

Dennoch haben erst 17 Besitzer von einem denkmalgeschützten Gebäude einen Antrag auf Photovoltaikförderung gestellt. Ulmen schätzt, dass viele Interessenten vor dem Denkmalschutz zurückschrecken.

Dietmar und Martina Müller mit Unterlagen zur Photovoltaikanlage. | Bildquelle: Sebastian Tittelbach

Auch das Projekt von Dietmar Müller könnte daran scheitern. Nach dem nordrhein-westfälischen Denkmalschutzgesetz besteht zwar ein Rechtsanspruch auf Erteilung einer Erlaubnis. Die Untere Denkmalbehörde hat ihm aber mitgeteilt, dass sie statt der geplanten neun Module maximal vier Module auf dem Dach erlauben will. In diesem Fall rechne sich die gesamte Anlage nicht mehr, sagt Müller.

Stiftung Denkmalschutz: Solarstrom besser auf Freiflächen und Neubauten

Die Deutsche Stiftung Denkmalschutz sieht Photovoltaik auf alten Gebäuden eher kritisch. Der Aufwand sei hoch, die Technik noch nicht weit genug, der Nutzen fraglich. Erst sollten Photovoltaikanlagen auf großen Freiflächen und Neubauten entstehen, findet Vorstand Steffen Skudelny. Wenn dieses Potential ausgeschöpft sei, könne man sich um Baudenkmäler kümmern.

Dietmar Müller sucht nun andere Hausbesitzer in Bonn, die ebenfalls Photovoltaik auf ihrem Baudenkmal installieren wollen, aber am Denkmalschutz scheitern; in der Hoffnung, doch noch Sonnenstrom auf seinem Dach zu produzieren.

Unsere Quellen:
- Stadtverwaltung Bonn
- Deutsche Stiftung Denkmalschutz

Über dieses Thema berichtet der WDR am 22.05.2024 um 19.30 Uhr in der Lokalzeit aus Bonn.