Brandanschlag Solingen: Was geschah am 29. Mai 1993?

Lokalzeit Bergisches Land 16.05.2023 25:40 Min. Verfügbar bis 17.05.2025 WDR Von René Rabenschlag

Rassistischer Brandanschlag von Solingen jährt sich zum 30. Mal

Stand: 19.05.2023, 16:43 Uhr

Am 29. Mai 1993 wird am Haus der Solinger Familie Genç ein Feuer gelegt. Fünf Menschen sterben. Zur großen Gedenkveranstaltung am 30. Jahrestag wird in Solingen auch Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier erwartet.

Ein Gebäude mit ausgebranntem Dachstuhl und davor stehen Feuerwehrautos und mehrere Menschen.

Das ausgebrannte Haus kurz nach dem Anschlag

Der erste Notruf ging in jener Mainacht gut eine Stunde nach Mitternacht bei der Solinger Feuerwehr ein. Als die Einsatzkräfte am Haus an der Untere Wernerstraße eintrafen, schlugen bereits Flammen aus den Fenstern. Für die Bewohner ging es um Leben und Tod. Fünf Menschen schafften es nicht mehr rechtzeitig hinaus und starben.

Schon kurz nach dem verheerenden Brand stellte sich heraus, dass das Feuer gelegt worden war. Vier jugendliche Täter wurden ermittelt. Sie haben den Brand aus rassistischen Motiven gelegt und wurden später zu hohen Haftstrafen verurteilt.

Anschlag prägt die Stadt bis heute

Der Anschlag prägt die Stadt Solingen wie kaum ein anderes Ereignis. Jedes Jahr wird zum Jahrestag an die fremdenfeindliche Tat erinnert. Mittendrin die betroffene Familie Genç. Mutter Mevlüde setzte sich jahrelang für Versöhnung ein, trat Hass entgegen und appellierte an ein friedliches Zusammenleben.

Nach dem Tod von Mevlüde Genç im Jahr 2022 will sich die Familie weiter für Versöhnung einsetzen. Sie blickt mit gemischten Gefühlen auf den 30. Jahrestag. Auf der einen Seite sei es für sie der Todestag ihrer Kinder und Enkelkinder. Auf der anderen Seite sei es aber auch ein Moment um die Erinnerung zu erhalten.

Familie dankbar für große Anteilnahme

"Das ist eine sehr emotionale Woche. Für mich, aber auch für meine Schwester", sagt Enkel Can Genç. Schon vor der Gedenkveranstaltung am 29. Mai bedankt er sich sowohl bei der deutschen- als auch bei der türkischen Regierung. Denn aus beiden Ländern werden hochrangige Politiker nach Solingen kommen.

An der zentralen Gedenkveranstaltung im Solinger Theater- und Konzerthaus wird unter anderem Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier teilnehmen. Auch NRW-Ministerpräsident Hendrik Wüst, die stellvertretende Ministerpräsidentin Mona Neubaur und NRW-Integrationsministerin Josefine Paul haben zugesagt.

Gedenken soll Erinnerung erhalten

Familie Genç bei einer Pressekonferenz

Hatice Genç (links), Kamil Genç und Can Genç (rechts).

"Auch nach so vielen Jahren ist der Schmerz und die Trauer immer noch spürbar", sagt Solingens Oberbürgermeister Tim Kurzbach. Deswegen gibt es in der Stadt zahlreiche Veranstaltungen und Projekte. Sie alle sollen die Erinnerung wach halten. Das sei wichtiger denn je, sagt auch Familie Genç. "Wir haben mit unserem Schmerz bis heute weitergelebt. Aber wir möchten, dass es in Zukunft keinen Rassismus gibt. Das war bis heute immer unser Bestreben. Die Fremdenfeindlichkeit soll aufhören", sagt Schwiegertochter Hatice Genç. Deswegen sei das Gedenken wichtig. Zusätzlich will die Familie Projekte für Jugendliche unterstützen, um auch sie über den Brandanschlag zu informieren.

Der WDR wird die Gedenkveranstaltung am 29. Mai 2023 im Livestream auf wdr.de übertragen.

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