Service Tier: Zeichensprache für taube Hunde

Stand: 07.10.2016, 11:57 Uhr

Hunde mit Handicap stellen ihre Besitzer vor neue Aufgaben. Krümel ist taub und trägt deshalb ein spezielles Halsband, das ihn mit einem Brummen auffordert, sein Frauchen anzusehen.

Von Alexandra-Christina Rank

Mein Hund ist taub, sagen zwar viele Besitzer aber nur bei wenigen Tieren stimmt es tatsächlich. Und die wiederum können durchaus ausgesprochen gut hören – zwar nicht direkt mit den Ohren aber mit ihren anderen Sinnen.

Nicht stur sondern taub

Auch wenn es paradox klingt: Nicht immer wissen Hundebesitzer, dass ihr Tier auf  beiden Ohren oder zumindest einseitig taub ist. Hunde nehmen über ihre Ohren, Augen und Nase ständig Kontakt mit der Umwelt auf. Fällt ein Sinn aus, kompensieren die anderen Sinne den Mangel, so dass ein Hund trotz Taubheit die wichtigsten Informationen seiner Umgebung erhält. Das führt dazu, dass manch ein Besitzer bei seinem Junghund vielleicht erst einmal an Ungehorsam denkt und nicht direkt an eine Behinderung von Geburt an.

Risiko bei weißen Tieren größer

Tiere mit weißem Fell sind häufiger taub als andere. Da Gehörlosigkeit vererbt wird, ist damit das Risiko bei bestimmten Rassen größer als bei anderen. Am bekanntesten sind taube Dalmatiner aber auch Bullterrier, Jack Russell Terrier, Australian Shepherds oder Border Collies können öfter zu einer Innenohrtaubheit neigen, wenn sie aus Zuchtlinien mit einer starken Weißscheckung stammen.

Mitleid fehl am Platz

Hunde kennen kein Mitleid untereinander. Sie gehen ganz normal miteinander um und das sollte auch der Mensch mit einem Handicap-Tier. Von Geburt an taube Hunde kennen keine Geräusche, insofern vermissen sie nichts. Für sie ist eine stille Welt völlig selbstverständlich. Wer mit einem Tier in einer sehr mitleidigen Form spricht, verkörpert auch durch seine Mimik und Gestik, dass irgendetwas ganz dramatisch ist und verunsichert allein dadurch das Tier.

Zeichensprache als Kommunikation

Während die Kommandos bei hörenden Tieren wie "hier", "Fuß", "Sitz" oder "Platz" oft bei vielen Hundebesitzern gleich sind, gibt es für taube Hunde keine eindeutigen Kommandos. Wichtig ist, dass die Kommandos klar erkennbar und vor allem unverwechselbar sind. So lässt sich ein Kommando wie "Sitz" nicht nur durch einen erhobenen Zeigefinger darstellen sondern gleichzeitig auch mit einer leichten Vorwärtsbewegung des Oberkörpers verstärken.

Vibration sagt: "Schau mich an!"

Auch ein noch so arbeitswilliger tauber Hund kann nur dann ein Kommando ausführen, wenn es ihn erreicht. Sobald das Tier mit dem Rücken zu seinem Besitzer steht, sieht es seine Zeichen nicht mehr. Einige Besitzer verwenden deshalb ein Vibrationshalsband, das dem Hund auf Knopfdruck durch einen Sender ein schmerzfreies Vibrationssignal gibt.

Ohne Leine – warum nicht?

Viele Besitzer von tauben Hunden berichten, dass ihr Tier zuverlässig durch Blickkontakt auf sie achtet oder auch immer wieder die Nähe sucht. Während andere Hundebesitzer oft darüber klagen, dass ihr hörender Hund gerne eigene Wege geht. Wenn der taube Hund die Grundkommandos kennt und darauf zuverlässig reagiert, spricht nichts dagegen, auch einen tauben Hund in geeignetem Gelände frei laufen zu lassen.

Service Tier ist eine Rubrik der WDR 5 Sendung Leonardo und ist dort montags zwischen 16 und 17 Uhr zu hören.