Geschichtswissenschaften - Generalisten mit dem Auge fürs Detail

Stand: 07.07.2016, 13:30 Uhr

Wer Geschichte studiert, steckt die Nase ausschließlich in verstaubte Bücher und Akten? Von wegen! Geschichte studieren ist wie eine Zeitreise. Alles hat Geschichte und kann aus heutiger Perspektive hinterfragt und analysiert werden.

Von Bastian Biet

Geschichte ist viel mehr als monotones Quellenstudium. Wer Geschichte studiert, macht Historisches lebendig und setzt es in Beziehung zur Gegenwart. Alles, was war und ist, hat Geschichte und damit Einfluss auf unser heutiges Handeln. Dabei geht es um alle Facetten des menschlichen Lebens: von Politik über Wirtschaft, Kultur und Technik bis hin zu gesellschaftlichen Prozessen.

Keine Angst vor dicken Büchern

Wer Geschichte studiert, sollte in der Lage sein, Zusammenhänge herzustellen, und keine Angst vor dicken Büchern haben. Ohne intensives Quellenstudium kommt man nicht weit. Alte Kirchenbücher, Urkunden, Akten oder Zeitungen bieten zahlreiche Ansätze für die Erforschung der Vergangenheit. Langweilig wird es Historikern nicht - viele Quellen sind noch unerforscht und etliche Fragen unbeantwortet.

Was die Welt bewegt

Ein Geschichtsstudium ist umfassender, als man vielleicht denkt. Neben einzelnen Ereignissen werden auch politische und wirtschaftliche Entwicklungen behandelt. Dabei geht es nicht so sehr ums Auswendiglernen von Fakten, sondern vielmehr darum, den Dingen auf den Grund zu gehen. Die Studierenden können zudem eigene Schwerpunkte setzen und sich je nach Interesse auf ein Land, eine Epoche oder ein Thema spezialisieren. Wer sich für Autos interessiert, kann sich zum Beispiel mit der Geschichte des Automobils beschäftigen.

Keine abschließenden Antworten

Jede Generation hat einen anderen Blickwinkel – und damit auch einen anderen Zugang zur Geschichte. Abschließende Antworten zu historischen Themen sind daher nahezu ausgeschlossen. Um Erkenntnisse zu gewinnen, arbeiten Historiker oft disziplinübergreifend. Ohne einen Blick in fachfremde Wissenschaften geht es nicht. Wer sich beispielsweise mit mittelalterlichen Städten beschäftigt, muss auch Theorien und Aufsätze zur Geografie, Wirtschaft und Kunstgeschichte lesen.

Durchhaltevermögen und analytisches Denken

Neben den formalen Voraussetzungen, die in den jeweiligen Studienordnungen geregelt sind, sollte man fürs Geschichtsstudium bestimmte persönliche Voraussetzungen mitbringen: Neugier, analytisches Denkvermögen und ein hohes Maß an Selbstmotivation gehören dazu. Die Analyse wissenschaftlicher, oft sperriger Texte, steht im Mittelpunkt des Studiums. Das erfordert Durchhaltevermögen und Spaß am Lesen und Schreiben.

Da wissenschaftliche Literatur nach Möglichkeit in der Originalsprache analysiert wird, sollten die Studierenden Fremdsprachenkenntnisse mitbringen – je mehr, desto besser. Englischkenntnisse werden immer vorausgesetzt, Latein in bestimmten Fällen. Wer das Latinum in der Schule nicht gemacht hat, kann es an der Uni nachholen.

Taxifahrer, das war einmal

Archive, Museen, Verlage und Bibliotheken - das sind die Arbeitgeber, die einem sofort einfallen. Es gibt aber noch mehr Berufsmöglichkeiten für Historiker. In der Geschichtsvermittlung, der Öffentlichkeitsarbeit, dem Projektmanagement oder bei Bildungsträgern sind Absolventen gefragt. Darüber hinaus bleiben viele Studenten an der Uni und streben eine Karriere in der Wissenschaft an.

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