"Westart live" im WDR Fernsehen

"Westart live": Kultur ohne Korsett

Stand: 27.04.2016, 15:21 Uhr

Das Kulturformat "Westart live" wird spontan und schräg. Ab 2. Mai sorgt die von Matthias Bongard moderierte Sendung montagabends ab 22.40 Uhr dafür, dass niemand einschläft. Gäste der neuen Sendung, die auch im House of WDR produziert wird, sind Schauspieler Dominique Horwitz, Kulturreporterin Anja Backhaus, Kolumnistin Noah Sow, Literaturkritiker Denis Scheck und die Pop-Band AnnenMayKantereit.

"Ich freue mich auf ein Fernsehen, das nicht durchgestylt ist. Das heißt jetzt nicht, dass unsere Sendung anarchisch wird, sondern dass man Zeit hat, Sachen zu vertiefen, dass man spontan sein kann und nicht in ein Korsett gepresst wird", sagt "Westart live"-Moderator Matthias Bongard. Die neue, 80-minütige und "total umgekrempelte" Live-Sendung ersetzt das "Westart Magazin", sagt der Redaktionsleiter Klaus Reimann. "Westart live" sei "kein Kulturmagazin im klassischen Sinne mehr, sondern ein überraschendes Kulturformat, das wir vollkommen neu gedacht haben. Wir haben nicht mehr dieses Prinzip: ein Moderator, sechs Filmbeiträge, ein Gast."

Kultur zum Erlebnis

Die Idee: weniger über Kultur zu berichten, sondern Kultur für den Zuschauer erlebbar und zum Erlebnis zu machen. Und zwar sowohl in den Beiträgen als auch im Studio, wo zur Premiere ein Pop-Kracher live spielt: die Kölner Newcomer AnnenMayKantereit. Dominique Horwitz, ebenfalls Gast der ersten Sendung, wird nicht nur sein neuestes Projekt vorstellen und dann wieder gehen. "Wir wollen, dass die Gäste in Bezug zueinander kommen, überraschende Begegnungen inszenieren, dafür sorgen, dass sie etwas machen, was sie sonst nicht machen", erklärt Reimann. Gemeinsam musizieren beispielsweise. Subjektiv und meinungsfreudig sollen Sendung und Gäste sein. Der mündige Zuschauer kann selbst entscheiden, so Reimann, ob er mit Kulturreporterin Anja Backhaus, Kolumnistin Noah Sow oder Literaturkritiker Denis Scheck, der live im Studio rezensiert, einer Meinung ist.

In den Beiträgen sucht die Redaktion ebenfalls nach "anderen Vermittlungswegen". "Wir gucken nicht von oben drauf und erklären dem Zuschauer die Kunst." Außerdem lädt das "Westart"-Team "immer mal wieder Leute ein, die live eine Kunstaktion machen", so der WDR-Redakteur.

"Gute Fernsehmomente" entstehen lassen

Es darf also schräg zugehen, Hauptsache nie langweilig. "Es soll viel passieren, wer ist montags um 22.40 Uhr schon live auf Sendung? Das ist ein Alleinstellungsmerkmal", sagt Reimann, "aber wir müssen eben auch dafür sorgen, dass keiner einschläft." Regie und Redaktion wollen während der Sendung möglichst flexibel bleiben: "Wenn sich live etwas auftut, mit dem wir nicht gerechnet haben, wenn sich ein bestimmter Esprit zwischen den Gästen entwickelt oder eine interessante Diskussion, dann lassen wir das laufen. Wenn ein guter Fernsehmoment entsteht, dann muss eben ein anderes Thema dran glauben."

Das Unvorhersehbare, das Unperfekte ist Bestandteil der Sendung. Wenn man mal eine Kamera sieht oder jemand von der Ausstattung durchs Bild läuft, dann ist das eben so. "Natürliche Lässigkeit" nennt Reimann das Prinzip, "und ich denke, wir haben einen Moderator, dem dieses Format auf den Leib geschnitten ist". Und der scheint – noch – die Ruhe selbst zu sein. "Ich habe wohl einen Hang dazu, das Risiko zu gehen", sagt Matthias Bongard. "Eine Live-Sendung von 80 Minuten könnte einem eigentlich Angst machen. Vielleicht kommt die noch kurz vorher. Die berühmte Fünf-Minuten-Vorher-Angst. Aber bisher freue ich mich erst mal. Ich versuche mir die ganze Zeit zu sagen: Ist ja nur Fernsehen. Kann eigentlich nichts passieren."