Gabi Ludwig

30 Jahre Lokalzeit

"Liebevoller Blick auf die Region"

Stand: 30.09.2014, 17:36 Uhr

Die "Lokalzeit" gehört zu den beliebtesten Sendungen im WDR Fernsehen. Seit 30 Jahren bieten sie Aktuelles, Hintergründe und Geschichten aus der Region. Gabi Ludwig, Chefredakteurin der NRW-Landesprogramme im WDR Fernsehen, über das Erfolgsgeheimnis der "Lokalzeit".

Von Susanne Hagen

Die "Lokalzeit" ist 30 - was schreiben Sie ihr in die Glückwunschkarte?

Ich schreibe gerne: "Ich wünsche Gesundheit und ein langes Leben! Dabei maximale Lebenslust und gute Freunde zum Feiern." Ich finde, das passt auch sehr gut zur "Lokalzeit".

Die "Lokalzeit" gehört zu den Quotenrennern im WDR Fernsehen. Warum sind sie auch mit 30 noch so erfolgreich?

Wir versuchen immer am Puls der Zeit und am Lebensgefühl der Zuschauerinnen und Zuschauer zu sein.

Dazu gehört auch, dass wir passgenau Programm für die jeweilige Region erstellen. NRW ist groß und regional sehr unterschiedlich. Münsterländer, Südwestfalen, Sauerländerinnen oder Eifeler - da spielen jeweils andere Themen und Ansprachen eine Rolle. Ich kenne das aus eigener Erfahrung, weil ich aus Ostwestfalen komme - und weiß, dass Mentalität, Wirtschaftslage, Arbeitsleben oder Struktur "bei uns" ganz anders sind als beispielsweise im Rheinland.

Sind die "Lokalzeit"-MacherInnen also alle in der Region verwurzelt?

Grundsätzlich ja. Wobei ich immer versuche, in den Redaktionen eine gute Mischung entstehen zu lassen: Die "Urgesteine", die Kenner der Regionen auf der einen Seite, die jungen Kolleginnen und Kollegen mit dem "frischen Blick" auf der anderen Seite. Das funktioniert sehr gut.

Das A und O jeder "Lokalzeit"-Redaktion: guter Journalismus! Wir berichten fair, sachlich und hintergründig. Eben so, dass sich die ZuschauerInnen in "ihrer" Region angesprochen fühlen: durch die Themen, die Geschichten, die Ansprache und die "Temperatur" der Beiträge.

Und ganz wichtig: die Arbeit der "Lokalzeiter" muss ihnen Spaß machen. Wir wollen Sendungen mit Lebensfreude machen.

Kann die "Lokalzeit" mit 30 noch überraschen?

Na klar, mit 30 steht man ja mitten im Leben. Wir überraschen durch neue, spannende Geschichten, durch stetige Weiterentwicklung und durch ein Gespür für das, was den Menschen in der Region wichtig ist.

Dazu gehören Berichte über politische oder wirtschaftliche Entwicklungen ebenso wie der oft zitierte Beitrag über den Kaninchenzüchter. Ich finde, da kann man sehr gut drüber berichten, ohne zu "klein-klein" zu werden - man muss eben nur den Richtigen finden! Die zentrale Frage für uns dabei: Warum haben Leute leuchtende Augen, wenn sie von einer Sache erzählen? Das ist ein guter Ansatz für eine Geschichte in der "Lokalzeit". Wir gucken auf die Welt aus Sicht eines "ganz normalen" Bürgers.

Wie hat sich die "Lokalzeit" bisher verändert - und welche Veränderungen stehen jetzt noch an?

Insgesamt haben wir im WDR Fernsehen die regionale Berichterstattung stark ausgeweitet. Gestartet sind wir am 1. Oktober 1984 mit nur wenigen Ausgaben des "Fensters", wie die "Lokalzeit" früher hieß.

Die erste Sendung habe ich als Volontärin miterlebt. Und mich immer noch nicht satt gesehen: Wir sind modern, machen "Nahraum-Fernsehen", berichten zuverlässig über die relevanten Themen des Tages in der Region. Und schaffen den Spagat zwischen Heimatverbundenheit und fairem, kritischem Journalismus. "Liebevoll" auf die Region blicken und dabei auch Schwachstellen nicht aus den Augen verlieren und darüber berichten. Das ist unser Job.

Wieso funktioniert die Sendung immer noch?

Die "Lokalzeit" ist nicht stehen geblieben, sie hat sich weiterentwickelt, ist zeitgemäß und modern. Wir haben sehr viel dran geschraubt: handwerklich und inhaltlich. Und das erfolgreich: Wir haben auch hohe Einschaltquoten in der jüngeren Zielgruppe - von 35 bis 55 Jahren.

Darauf sind wir stolz, denn wir legen großen Wert auf Familientauglichkeit. Bei unseren Studiofesten aus der Reihe "Ein Tag Live" bekommen wir dazu viel positive Rückmeldung, gerade von jüngeren Besucherinnen und Besuchern. Sie schätzen, dass wir sie über das Geschehen in ihrer unmittelbaren Umgebung rundum informieren.

Was darf in keiner Lokalzeit fehlen - und was passt nicht rein?

Nicht fehlen darf: was Hartes, Brisantes, ein "Aufreger des Tages", Kurznachrichten, Wetter - und mindestens eine Geschichte, in der ein spannender Protagonist erzählt, wofür er sich begeistern kann.

Eigentlich gibt es nichts, was keinen Platz in der "Lokalzeit" hat. Im Prinzip kann man alle Themen erzählen, man muss nur die richtige Umsetzungsform finden.

Wird es die "Lokalzeit" in 30 Jahren noch geben?

Davon bin ich überzeugt! Die "Lokalzeit" gehört zum WDR wie der Rhein zu Düsseldorf. Gerade in den Regionalstudios sind wir besonders stark im Land verankert, mit den Menschen eng und direkt verbunden. Das ist ein Stück weit Herzensbindung.

Ab dem kommenden Jahr wird es Veränderungen bei den Samstagsausgeben geben - denn wie alle anderen im WDR müssen wir sparen. Deshalb werden wir ab dann landesweit eine "Lokalzeit"-Ausgabe senden, nicht mehr elf wie bisher. Aber gerade diese Veränderung verschafft uns Luft. Wir haben so die Möglichkeit, Kräfte zu bündeln. Und so weiterhin die Top-Qualität zu bieten, die unsere ZuschauerInnen gewohnt sind. Unter der Woche gibt es natürlich weiterhin die verschiedenen "Lokalzeit"-Ausgaben aus der Region.

Wir werden uns intensiver mit der Frage beschäftigen, wie wir unsere kostbaren regionalen Infos noch besser verbreiten können. Und unseren Zuschauerinnen und Zuschauern auf möglichst vielen Plattformen das Wichtigste aus "ihrer" Region bieten. 30 Jahre "Lokalzeit" - das heißt auch: Aufbruch!