Nichts ist spannender als die Wirklichkeit

Stand: 16.02.2017, 14:34 Uhr

Bereits zum fünften Mal versammelten sich auf der Berlinale Produzenten und Regisseure auf Einladung der ARD zur großen Leistungsschau "Top of the Docs".

Die 2013 von Kulturchef Matthias Kremin konzipierte Veranstaltung hat sich mittlerweile zu einem festen Programmpunkt der ARD und des Ersten im Rahmen der Berlinale etabliert – wie jedes Jahr im Meistersaal am Potsdamer Platz. Einmal im Jahr präsentiert sich die ARD hier als größter Auftraggeber für Dokumentationen, Dokumentarfilme und Reportagen im deutschsprachigen Raum. Dabei ist eines besonders wichtig, wie Matthias Kremin betont: "Wir feiern damit nicht nur unser Programm, sondern verstehen die Veranstaltung auch als Wertschätzung der anwesenden Produzentinnen und Produzenten, ohne die wir dieses Pensum an herausragenden Dokumentationen gar nicht stemmen könnten."

Eine Wertschätzung, die sich auch in der hochkarätigen Gästeliste seitens der ARD spiegelt. Neben Tom Buhrow und Jörg Schönenborn erschienen u.a. auch die ARD-Vorsitzende Karola Wille und der Programmdirektor des Ersten, Volker Herres, welche stellvertretend als Gastgeber des Abends auf der Bühne Rede und Antwort standen. 

Unverzichtbares Genre

Karola Wille betonte die Wichtigkeit des Dokumentarfilms für den öffentlich-rechtlichen Auftrag, zu dessen Kern "Information, Einordnung, Aufklärung" gehörten: "Genau das leisten Dokumentationen mit ihrer Tiefenschärfe, ihren Möglichkeiten zur Reflexion und besonderen Erzählformen in herausragender Weise."

Tom Buhrow zeigte sich von den Filmideen bei "Top of the Docs" begeistert: "Das sind ausgezeichnete Recherchen, spektakuläre Kameraarbeiten und Filme, die Zugänge zu komplett fremden Welten eröffnen. Wir haben im WDR und in der gesamten ARD mit unseren Dokumentationen und Dokumentarfilmen ein richtiges Pfund, auf das wir stolz sein können. Gerade in diesen Zeiten sind diese Genres unverzichtbar, um mit ihnen Wirklichkeit zu erfassen und abzubilden. Das gelingt in einer Tiefe und in einer Intensität, die zu 100 Prozent unserem Auftrag verspricht."

WDR und BBC produzieren "Planet Earth"

Volker Herres verwies auf die aus seiner Sicht sehr wichtige Förderung von Dokudramen, welche in diesem Jahr einen Schwerpunkt auf der Veranstaltung bildeten. Herres betonte, dass es zwar kontroverse Meinungen zu diesem Genre gebe, dass es aber wichtig sei, mit der Zeit zu gehen und moderne Erzählformen zu bedienen. Hier böte das Dokudrama einen besonderen und unmittelbaren Zugang zur Geschichte, insbesondere wenn es an dokumentarischem Material mangele.

Überhaupt durfte Moma-Moderatorin Susan Link, die in diesem Jahr durch den Abend führte, zum Jubiläum zahlreiche prominente Gäste empfangen. Neben Jürgen Drews und Franziska Wiese, die in der SWR-Produktion "Schlagerland" auftreten, und den Darstellern Alice Dwyer und Max Mauff aus dem Dokudrama "Die Unsichtbaren", in dem sie im Berlin der NS-Zeit untergetauchte Juden spielen, war auch die BBC prominent vertreten. Mit dieser koproduziert der WDR einen neuen Teil der erfolgreichen "Planet Earth"-Reihe unter dem Titel "Ocean". Executive Producer James Honeyborne entführte die anwesenden Gäste in eine Welt unter dem Meeresspiegel, die uns derzeit fast täglich neue und faszinierende Erkenntnisse beschert.

"Domino" gewinnt ARD-Wettbewerb

Last but not least wurde auch in diesem Jahr zum bereits fünften Mal der Preisträger des ARD-Wettbewerbs "Blickpunkt Deutschland" durch ARD-Chefredakteur Rainald Becker gekürt. Der Gewinner erhält jährlich ein gutes Startkapital und einen garantierten Sendeplatz im Ersten.

Durchsetzen konnte sich das Projekt "Domino" – Produzent Jost-Arend Bösenberg und Autor Sascha Adamek zeichnen darin die Verkettung von niedrigem Einkommen und geringen Ausgabemöglichkeiten nach, ein System, das "Billig"-Anbieter fördert und an dessen Ende einzelne Superreiche und viele Geringverdiener stehen.