Im WDR-Herz der Fußball-Berichterstattung

Stand: 24.06.2016, 11:03 Uhr

Mit Start der K.O.-Runde geht es in die heiße Phase. Fußball-Deutschland blickt gebannt auf Frankreich. Alle Infos der EM laufen in Köln zusammen: Beim WDR befindet sich das nationale Sendezentrum.

Von Barbara Buchholz und Sebastian Schug

Hinter einer mit grünem Kunstrasen verkleideten Trennwand schlägt derzeit das Herz der ARD-Fußballberichterstattung. Im WDR-Studiogebäude in der Kölner Innenstadt ist das National Broadcast Centre NBC, das nationale Sendezentrum, eingerichtet. Während die EM in Frankreich läuft, kommen hier in der Schaltzentrale alle Signale aus dem Internationalen Sendezentrum in Paris an. Daraus werden zahlreiche Beiträge zur EM-Live-Berichterstattung produziert, zum Beispiel die Zusammenfassungen der Spiele. Darüber hinaus entstehen aktuelle Filme für "Tagesschau" und "Tagesthemen", aber auch für andere WDR-Sendungen.

Hinter der Tür mit Kunstrasen liegt der sogenannte Elefantengang: An den Wänden hängen Monitore, manche mit gesplitteten Bildschirmen. Mehrere Arbeitsinseln sind abgetrennt, an denen Kolleginnen und Kollegen vor Rechnern sitzen. Sie rufen einander Informationen zu, telefonieren oder hören über Kopfhörer mit. Am Ende des Gangs steht ein großer Tisch, daneben ein Flipchart.

Hier beginnt morgens der Tag für Ralf Scholt und das NBC-Team in Köln. Scholt ist Sportchef beim Hessischen Rundfunk und Supervisor im Sendezentrum. Bei ihm laufen alle Fäden zusammen. Zunächst steht eine regionale Telefonkonferenz mit anderen Rundfunkanstalten an. Dann folgt eine Schalte mit dem Internationalen Sendezentrum IBC in Paris. Vertreter des ARD-Studios Paris, der ARD-Mannschaft im Quartier der deutschen Elf in Evian, die Redaktion von "Beckmanns Sportschule" in Malente sowie manchmal auch der Teams in den EM-Stadien nehmen daran teil.

Höchste Konzentration

"In diesen Konferenzen sprechen wir den Tag durch", erklärt Scholt. "Welche Highlights stehen auf dem Programm, wo hakt es noch?" Korrespondenten werden über politisch relevante Ereignisse informiert. So kann es manchmal noch hektischer als ohnehin zugehen, wenn beispielsweise Berichte über Hooligan-Ausschreitungen plötzlich die gesamte Planung zunichtemachen.

Die Treppe hinunter geht es deutlich leiser zu. Voller Konzentration arbeitet die Senderegie im Bereich des Studio D: Monitore bedecken die Wände, Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sitzen mit Kopfhörern an Schaltpulten und verfolgen die Bilder aus Frankreich. Auf Monitoren sind Perspektiven verschiedener Kameras von einem Live-Spiel zu sehen. "Sendung" zeigt eine rot leuchtende Lampe an. Auf einem Monitor in einem ebenfalls roten Rahmen wird angezeigt, welches Bild die ARD gerade sendet.

Für alle Fälle gerüstet

Ralf Scholt deutet auf zwei andere Bilder: "Es gibt eine Ersatzleitung, falls die erste ausfällt. Und auch für diese eine Backup-Leitung. Und falls alle Stricke reißen, sitzt im Studio unter der Regie, wo sonst das ARD "Morgenmagazin" und der "Presseclub" gedreht werden, ein Kollege auf dem Sofa." Auf dessen Couchtisch stehen ein Laptop und eine Flasche Cola, ihm gegenüber ein Monitor auf dem das Spiel läuft. Er würde im Notfall aus dem Studio kommentieren.

Das NBC liefert auch Material für die Radioberichterstattung. Die Hörfunkleitungen laufen in einem kleinen Raum zusammen. In einem noch kleineren Zimmer sitzen zwei Kollegen, die die Bilder des laufenden Spiels mit einer Audiodeskription versehen: Sie beschreiben das Geschehen auf den Bildschirmen für Menschen mit Sehbehinderung.

Alle Infos auf allen Kanälen

Zur EM-Berichterstattung gehören umfangreiche Social Media-Angebote: Vom NBC in Köln und von Paris aus beobachten Content-Manager, was sich in den sozialen. "Außerdem begleiten wir die Spiele mit Second Screen und Multiview", erklärt Scholt. "Das sind zwei sehr spannende Tools", mit denen man zusätzliche Infos auf Handy und Tablet parallel zum Fernsehprogramm abrufen kann oder auf Fernseher selbst mehrere Programme gleichzeitig sehen kann.

An jedem EM-Tag werden aus dem NBC planmäßig 140 Stunden Bild- und Ton-Material aufgezeichnet und in den Schnitträumen verarbeitet. Die Kollegen hinter der Kunstrasen-Wand arbeiten im Schichtbetrieb – zwischen 9 Uhr morgens und 2 Uhr nachts. Damit die Fußballfans in Radio, Fernsehen und im Netz auch rundum gut versorgt sind.