"Keine Mittel, die uns zur Verfügung stehen"

Stand: 04.10.2017, 15:32 Uhr

Der WDR hat seinen Geschäftsbericht für das Jahr 2016 veröffentlicht. Aktuelle Presseartikel berichten von einem Überschuss, den der WDR erwirtschaftet habe. Das stimmt so nicht ganz, sagt WDR-Finanzchef Michael Krüßel.

In der Presse ist vielfach zu lesen, dass der WDR das vergangene Jahr mit einem vermeintlichen Überschuss von 68,3 Mio. Euro abgeschlossen hat. Gleichzeitig wissen wir, dass der WDR in einer sehr angespannten wirtschaftlichen Situation ist. Wie passt das zusammen?

Das lässt sich dadurch erklären, dass das Ergebnis von 68,3 Millionen Euro ein rein rechnerischer Wert für das Jahr 2016 ist, den man auf keinen Fall mit einem liquiden Überschuss verwechseln darf. Anders formuliert: Das sind keine Mittel, die uns zur Verfügung stehen. Tatsächlich ist dieses Ergebnis durch so genannte Sondereffekte zustande gekommen, auf die der WDR keinen Einfluss hat.

Was für Sondereffekte sind das?

Es handelt sich zum einen um Mehrerträge durch den Rundfunkbeitrag, die auf einem Sperrkonto liegen und auf die der WDR keinen Zugriff hat. Zum anderen gab es gesetzliche Änderungen bei den Rückstellungen zur Altersversorgung, die der WDR entsprechend umgesetzt hat und die zu diesen Sondereffekten geführt haben. Rechnet man all diese Positionen heraus, so bleibt unter dem Strich noch ein positives Ergebnis von 16,9 Millionen Euro im Betriebshaushalt.

Aber 16,9 Millionen Euro sind ja immer noch ein sehr gutes Ergebnis…

Das ist richtig. Allerdings ist auch diese Zahl letztlich nur eine kalkulatorische Größe im Betriebshaushalt, die noch nichts darüber aussagt, wie viel Geld der WDR wirklich in der Tasche hat. Dafür muss man sich die Finanzrechnung anschauen, die ebenfalls im Geschäftsbericht dargestellt ist. Diese stellt alle Ausgaben und Einnahmen des WDR für das vergangene Geschäftsjahr gegenüber, oder noch einfacher: Was ist dem WDR an Geld zugeflossen, was ist abgeflossen? Für 2016 ergibt sich nach dieser Rechnung ein Fehlbetrag von minus 2,2 Millionen Euro. Angesichts des Gesamtetats des WDR bewerten wir dies als ausgeglichenes Ergebnis. Damit der WDR finanziell auch weiterhin auf solidem Boden steht, müssen wir unseren Sparkurs und unsere strukturellen Reformen konsequent fortsetzen – gerade angesichts neuer Herausforderungen wie der Werbezeitenreduzierung.

Die Fragen stellte Kristina Bausch.