Ruth Hieronymi verabschiedet sich aus dem WDR-Rundfunkrat

Stand: 17.11.2016, 14:04 Uhr

"In bewegten Jahren eine kritische und verlässliche Ansprechpartnerin in allen Belangen" – so würdigte WDR-Intendant Tom Buhrow die langjährige Vorsitzende des WDR Rundfunkrates, Ruth Hieronymi, die am 17. November ihre letzte reguläre Sitzung leitete. Sie habe den eingeschlagenen Kurs des WDR mit großem Sachverstand und strategischem Geschick begleitet und kontrolliert, so Tom Buhrow. Dabei sei es ihr besonderes Verdienst, die Rolle des Rundfunkrates nach innen wie nach außen gestärkt zu haben. Anfang Dezember reicht Ruth Hieronymi ebenso wie ihr Stellvertreter Friedhelm Wixforth den Staffelstab an ihre Nachfolgerin oder ihren Nachfolger weiter. Dann konstituiert sich der neue WDR Rundfunkrat mit seinen zukünftig 60 ehrenamtlichen Mitgliedern, die von verschiedenen Verbänden und Institutionen des Landes NRW für fünf Jahre entsandt werden.

In die Amtszeit des 11. Rundfunkrates fielen wichtige Personalentscheidungen wie die Wahl des Intendanten und mehrerer Direktoren. Das unabhängige Aufsichtsgremium begleitete intensiv die Maßnahmen des Hauses, die finanzielle Situation des WDR wieder auf eine solide Basis zu stellen. Zu den weiteren großen Themen zählten die umfassenden Programmreformen in Fernsehen und Hörfunk, die Sportberichterstattung und der Erwerb von Übertragungsrechten, die Novellierung des WDR Gesetzes oder die Rolle des öffentlich-rechtlichen Rundfunks im Zusammenhang mit dem transatlantischen Freihandelsabkommen TTIP.

Arbeit des Gremiums transparenter gemacht

25 Jahre lang gehörte die frühere Europaabgeordnete Ruth Hieronymi dem Rundfunkrat an, 2009 übernahm sie dessen Vorsitz. Spielte sich das Geschehen lange Zeit hinter geschlossenen Türen ab, so sind die Zusammenkünfte heute grundsätzlich öffentlich – ausgenommen sind lediglich Tagesordnungspunkte, die etwa Fragen des Datenschutzes oder unternehmerische Aspekte berühren. Damit hat Ruth Hieronymi erreicht, was ihr von Beginn an besonders am Herzen lag: die Arbeit des Gremiums transparenter und für die Öffentlichkeit verständlicher zu machen. Die bisherigen Erfahrungen sind positiv: Bei den Sitzungen nutzen jeweils zwischen zehn und 20 Besucher die Möglichkeit, einen Blick hinter die Kulissen zu werfen.

Diese Transparenz ist für Ruth Hieronymi auch deshalb so wichtig, weil sich die öffentlich-rechtlichen Sender für ihre Aufgabe zunehmend rechtfertigen müssen. Sie sieht den wichtigsten Grund hierfür in einem stark gewachsenen Medienangebot: "Wir hatten ursprünglich die Alleinstellung des öffentlich-rechtlichen Rundfunks, dann kamen die privaten Sender hinzu und seit den 90er Jahren entwickelt sich mit der Digitalisierung und dem Internet der Wettbewerb in einem riesigen Umfang. Damit verstärkt sich der Legitimationsdruck auf ein Angebot, für das jede Bürgerin und jeder Bürger zahlt." Dies sei eine absolut nachvollziehbare Entwicklung, auf die der öffentlich-rechtliche Rundfunk dringend Antworten finden müsse.

"Riesenchance für den öffentlich-rechtlichen Rundfunk"

Der Wettbewerbsdruck hat für sie aber auch eine positive Seite. Er führe dazu, dass stärker über Aufgaben und Profil der Sender nachgedacht würde. Das schaffe Innovationen und eine stärkere Orientierung am besonderen Auftrag des öffentlich-rechtlichen Rundfunks. Als Beispiel nennt sie das junge Online-Angebot "Funk", das in einem breiten Konsens innerhalb der ARD und mit der Politik umgesetzt wurde und das sie als "Riesenchance" für den öffentlich-rechtlichen Rundfunk sieht.

Ruth Hieronymi ist es ein besonderes Anliegen, dass der WDR diesen Weg konsequent weitergeht. Denn sie hat in den vergangenen Jahren selbst erlebt, wie schnell sich die technischen Bedingungen ändern, und dass die Zeitfenster, darauf zu reagieren, immer enger werden. "Wenn man diese Zeitfenster nicht nutzt, dann hat man Chancen versäumt", glaubt sie.

Sie hat übrigens die Erfahrung gemacht, dass man durch den härteren Wind von außen stärker zusammenrückt ist, sowohl innerhalb des Rundfunkrates, aber auch in der Zusammenarbeit mit dem Haus. Angesichts ihrer langjährigen Tätigkeit für den WDR und ihrer persönlichen Lebenssituation – sie ist gerade 69 geworden – sei es nun Zeit für einen Wechsel an der Spitze des Gremiums. Ihr Blick zurück ist positiv – sie empfindet es als ein Privileg, dass sie die Veränderungen in einer solch dynamischen Zeit mitgestalten konnte. Und der Blick nach vorne ist es auch: "Ich kann gut loslassen."