Borussia Dortmund gewinnt souverän gegen Schalke 04

Warum der BVB Schalke so dominierte

Stand: 28.02.2015, 21:14 Uhr

Das Ergebnis von 3:0 gibt nur annähernd wieder, wie überlegen Borussia Dortmund dem FC Schalke im Revierderby war. Die eine Mannschaft spielte überragend, die andere versagte kollektiv - eine Analyse.

Von Marcus Bark

Ein Schrei hallte aus dem Kabinentunnel. War das etwa Marco Reus? Der Nationalspieler von Borussia Dortmund ist eher für ein schüchternes Auftreten abseits des Platzes und nüchterne Analysen bekannt. Aber am Samstag (28.02.2015) war Revier-Derby und sein Verein gewann, deutlich sogar. Deshalb ließ Reus den Schrei heraus, bevor er aus dem Tunnel auftauchte.

Befreiend war zuvor auch das 1:0 gewesen, das Pierre-Emerick Aubameyang in der 78. Minute erzielte. Der Stürmer setzte sich danach eine Maske von Batman auf, sein Freund Reus erhielt die von Robin, dem Helfer des Comic-Helden. Diese Aktion mag lustig oder albern gewesen sein. Fest steht: Sie kam viel zu spät. Schon nach vier Minuten hätten die beiden jubeln müssen. Aubameyang war frei vor Schalkes Torhüter Tim Wellenreuther, schloss aber selbst ab, statt den Querpass auf Reus zu spielen, der nur noch hätte einschieben müssen. So war die erste von vielen Chancen der höchsten Kategorie vergeben.

"Schlimmer Auftritt"

"Es war ein Wunder, dass es so lange 0:0 gestanden hat", sagte Schalkes Sportvorstand, der von einem "schlimmen Auftritt" und "kollektivem Versagen" sprach. Die Gelsenkirchener waren in der Offensive harmlos, was in den vergangenen Monaten häufiger vorkam. Neu und erschreckend war, wie überfordert die Mannschaft von Roberto Di Matteo in der Defensive war. 

Der Trainer hatte seine Formation ein bisschen geändert. Die Außenverteidiger, besonders Christian Fuchs auf der linken Seite, standen weiter vorne, sodass eher von einem 3-4-2-1 als dem zuvor gesehenen 5-3-2 gesprochen werden kann. Die Änderungen hatten vermutlich auch den Sinn, Oliver Kirch in seinem Vorwärtsdrang zu bremsen. Der Dortmunder Rechtsverteidiger ist spielstark und wirkt sonst im Mittelfeld. Er zeigte auf der ungewohnten Position eine ganz starke Leistung.

Allerdings ging das etwas unter, denn die meisten Spieler des BVB waren ganz stark. Im zentralen Mittelfeld gewannen Ilkay Gündogan, Nuri Sahin und Shinji Kagawa die wichtigen Zweikämpfe, waren fast immer schneller als ihre schläfrigen Gegner - vor allem Kevin-Prince Boateng und Dennis Aogo.

Überlegenheit mit geringerer Laufleistung

Ging der Ball von den Dortmundern mal verloren, wurde er meistens umgehend zurückgewonnen. Bei Trainer Jürgen Klopp hieß das: "Unser Gegenpressing war überragend." So setzte sich der BVB, aufgestellt im üblichen 4-2-3-1, oft in der Schalker Hälfte fest. Da der Gegner nie in der Lage war, schnell nach vorne umzuschalten, mussten die Dortmunder insgesamt nicht mal 110 Kilometer laufen, um so deutlich überlegen zu sein. Oft kamen sie in den vergangenen Jahren auf Werte von mehr als 120 Kilometer.

Die Niederlage hatte Schalkes Trainer Roberto Di Matteo schwer zugesetzt: "Wir müssen jetzt grundsätzlich fragen, wie es bei uns weitergeht." Der Italiener wolle vor allem über das System nachdenken, auch über die Taktik.

Sportdirektor Horst Heldt sah einen anderen Grund für höchste Derbypleite seit 1998: "Das war beinahe ein Komplettausfall von vielen Spielern. Da brauchen wir nicht von Taktik zu reden."