Analyse des 1:0-Sieges gegen Mönchengladbach

Der BVB auf Tempojagd

Stand: 10.11.2014, 08:00 Uhr

Borussia Dortmund jagt seinen Gegner mit Tempo in jeder Zone des Platzes. Als Lohn gibt es ein Geschenk von Borussia Mönchengladbach und das erste Bundesligaspiel der Saison ohne Gegentor.

Von Marcus Bark

Die Diagnose kam schneller als erwartet. Noch am Sonntagabend (09.11.14) teilte Borussia Dortmund mit, dass Sokratis sich einen "unverschobenen, belastungsstabilen Wadenbeinbruch" zugezogen habe. Er werde "nur zwei Wochen" ausfallen, was der BVB ganz gut verkraften kann, da jetzt eine Länderspielpause kommt und der Verteidiger im kommenden Bundesligaspiel beim SC Paderborn wegen seiner fünften Gelben Karte ohnehin gesperrt ist.

Zwei Wochen Pause bei einem Wadenbeinbruch? Der medizinische Laie wunderte sich zum zweiten Mal an diesem Tag. Schon zuvor hatte er über Marco Reus gestaunt. Zwar galt Dortmunds Offensivspieler als schnell geheilter Patient, sonst hätte er gegen Mönchengladbach kaum in der Startelf gestanden. Aber dass jemand, dem zwei Tage zuvor noch ein Magen-Darm-Infekt mit „hohen Entzündungswerten“ bescheinigt worden war, einen solchen Auftritt hinlegt, war äußerst bemerkenswert. Reus gab acht der 22 Torschüsse ab, die einem jämmerlichen der Gladbacher gegenüber standen. Er gewann 20 von 35 Zweikämpfen, 84 Prozent seiner Pässen fanden einen Mitspieler. Reus zog 26 Sprints an und hielt bis zur 89. Minute durch.

Schneller, intensiver, besser

Ein Tor blieb ihm verwehrt, was am fantastischen Torhüter Yann Sommer und einem Problem lag, dass auch all seine Kollegen hatten, die gesund durch die vorangegangene Woche gekommen waren. "Ich glaube nicht, dass wir selbst ein Tor geschossen hätten", sagte Trainer Jürgen Klopp, der sich nach dem Schlusspfiff bei Christoph Kramer bedankt hatte.

Das kuriose Eigentor des Gladbacher Mittelfeldspielers stellte eine Gerechtigkeit her, die alle Verantwortlichen des unterlegenen Tabellendritten einräumten. "Dortmund war besser und hat absolut verdient gewonnen", sagte Lucien Favre. Seiner Mannschaft habe das Tempo gefehlt, am Ball wie auch in der Bewegung. Die Zahlen belegen die These. Die Gladbacher legten mit 118,4 Kilometern zwar nur 200 Meter Laufleistung weniger als der BVB zurück, aber bei der Sprintdistanz (4,1:4,7 km) und den intensiven Läufen (10,2:11 km) ist der Unterschied auffälliger.

Zentrum dicht, Außen wirkungslos

Das Zahlenwerk deckte sich mit den Eindrücken. Die Dortmunder jagten ihre Kontrahenten in allen Zonen des Platzes. Das 4-3-3-System, mit dem Klopp inzwischen den gegnerischen Aufbau stören lässt. Shinji Kagawa, der offensiv enttäuschte, leistete dabei als vorderster zentraler Spieler wichtige Arbeit. Henrikh Mkhitaryan rückte auf eine Linie mit den beiden defensiven Mittelfeldspielern Sebastian Kehl und Sven Bender (87 Prozent gewonnene Zweikämpfe), wenn die Borussia vom Niederrhein aufbaute.

Ständiger Druck auf den Gegner war das Ergebnis der disziplinierten und aufwändigen Abwehrarbeit des BVB, der das Zentrum zustellte und trotzdem immer dafür sorgte, dass die schnellen Außenspieler Patrick Herrmann und André Hahn wirkungslos blieben. Kramer gestand: "Dortmund hat uns unserer Stärken beraubt. Heute haben sie auch mal 1a verteidigt."

Schnelle Heilung in Sicht

Zum ersten Mal in dieser Bundesligasaison gelang einem Gegner der Westfalen kein Treffer, nicht mal eine gute Chance ergab sich für die Gladbacher.

Das Ende der Rotation bewirkte einen stabileren BVB. Klopp hatte die selben Spieler wie zuvor in der Champions League gegen Galatasaray aufs Feld geschickt. Zehn davon begannen auch bei der Niederlage in München, Neven Subotic ersetzte den verletzten Mats Hummels in der Pause und ist seitdem in der Elf, die möglicherweise für den Umschwung sorgte in der bislang so missratenen Saison. Klopp warnte jedoch vor einer voreiligen Diagnose: "Wir haben die Krise noch nicht durchschritten." Es sieht aber nach einer schnellen Heilung aus.