Manfred Rekowski, Präses der Evangelischen Kirche im Rheinland, spricht beim Eröffnungsgottesdienst der Landessynode der Evangelischen Kirche im Rheinland in der Martin-Luther-Kirche in Bad Neuenahr

Landessynode in Bad Neuenahr

Protestantische Sparpotenziale

Stand: 16.01.2015, 14:00 Uhr

Weniger Geld für Schulen, mehr Pensionäre: Auf der Synode der Rheinischen Landeskirche war Geld das beherrschende Thema. Aber in Bad Neuenahr drehte es sich nicht nur um den eigenen protestantischen Säckel.

"Nach der Synode ist vor der Synode": Manfred Rekowski, Präses der Evangelischen Kirche im Rheinland ließ zum Abschluss der Landessynode (09.-16.01.2015) keinen Zweifel daran, dass das Thema Sparen die Kirche noch lange beschäftigen wird. Denn sie muss massiv sparen, 20 Millionen schlanker soll der Etat ab 2018 werden. WDR-Religionsexpertin Christina-Maria Purkert, die schon etliche "Sparsynoden" miterlebt hat, war auch diesmal in Bad Neuenahr dabei.

WDR: Frau Purkert, die Rheinische Landeskirche hat letztes Jahr ein kleines 8-Millionen-Sparkpaket vorgelegt, diesmal ist es  gleich 11,3 Millionen Euro schwer. Es hat deswegen viele Proteste gegeben - war davon noch etwas zu spüren?

Christina-Maria Purkert: Nein, niemand ist hergekommen, um zu demonstrieren, man hat das hier in den Foren nur noch einmal kurz diskutiert. Das liegt daran, dass man vorher mit allen Protestierenden gesprochen und die Sparvorschläge dann abgemildert hat.

WDR: Aber Präses Rekowski sprach selbst von einem „Trümmerhaufen“, den es eben nicht geben würde. Das klang, als wollte er die Kirchenmitglieder beschwichtigen.

Purkert: Das war mehr für die Öffentlichkeit gedacht. Es geht hier auch nur um die zehn Prozent aus den Kirchensteuereinnahmen, die die Gemeinden der Landeskirche für übergeordnete Aufgaben zuweisen.

WDR: Trotzdem sind es harte Einschnitte. Wer ist denn am stärksten betroffen?

Christina-Maria Purkert

Christina-Maria Purkert

Purkert: Mit Sicherheit ist der größte Brocken im Bereich der Schulen. Die müssen mehr als ein Drittel des Sparbetrages erbringen, nämlich 4,5 Millionen Euro. Sie strukturieren schon um, stellen den Mensa-Betrieb auf Caterer um oder erheben höhere Elternbeiträge. Sie werden vor allem aber versuchen, ein Schulwerk zu gründen, in dem alle Schulen verwaltet werden können. Das ist viel kostengünstiger, als wenn es die Landeskirche macht.

WDR: Es war vorher auch die Rede davon, dass die Kirche die Schulen an andere Träger abgibt, wenn es mit dem Sparen nicht klappt.

Purkert: Das möchte man unbedingt vermeiden. Es würde bedeuten, dass Kommunen oder private Träger die Schulen übernehmen müssten. Die Kirche will ja ein Engagement für Bildung zeigen. Allerdings ist es ihr genauso wichtig, dass sie in den staatlichen Schulen mit Religionsunterricht und Seelsorge vorkommt. Da wird sogar Geld aufgestockt.

WDR: Große Diskussionen gab es auch wegen der Versorgungskasse. Warum war das überhaupt ein Problem?

Purkert: In den 90ern hat man in der evangelischen Kirche die notwendigen Rückstellungen verringert und mit dem Geld neue Stellen geschaffen. Das sehen die Synodalen heute als Fehler. Das muss man jetzt wieder wett machen, deswegen werden die Beiträge für die Rücklagen wieder erhöht.

WDR: Trotz aller Sparbemühungen: 700.000 Euro fehlen noch an den 20 Millionen.

Purkert: Ja, und es ist klar, dass das Sparziel bleibt. Aber der Präses hat deutlich gemacht, dass der Weg dahin offen ist. Wenn jemand bessere Vorschläge hat, wie das Geld gespart werden kann: Gerne.

WDR: Man könnte fast den Eindruck bekommen, dass in Bad Neuenahr nur über Geld gesprochen wurde.

Manfred Rekowski, Prsäses der Evangelischen Kirche im Rheinland

Ein Zeichen der Solidarität

Purkert: Der Eindruck täuscht. Die Debatten um das Geld waren eigentlich erstaunlich kurz, und ehe man sich überhaupt darum gekümmert hat, hat man Solidarität mit den Opfern der Anschläge in Paris bekundet. Die Synode hat auch eine eigene Erklärung mit dem Titel „Gerade jetzt gemeinsam“ veröffentlicht, den sie heute mit einem Gesang vertont und als Video ins Internet gestellt hat. Damit möchte man ganz stark nach außen gehen und sagen, ja wir suchen gerade jetzt den Dialog mit den Muslimen. Das ist der Auftakt für weitere Aktionen, Teilnahme bei Kundgebungen und ähnliches.

WDR: Und es soll mehr Geld für die Flüchtlingsarbeit geben.

Purkert: Es werden sogar 1 Million bereitgestellt. Vorgeschlagen waren ursprünglich 250.000 Euro.

WDR: Ist das denn zu vermitteln angesichts der Sparzwänge?

Purkert: Das war der Synode sehr wichtig, der Vorschlag kam von dort. Die Synodalen wollten nicht so dastehen, als würden sie sich um ihren eigenen Säckel kümmern.

Die Fragen stellte Marion Kretz-Mangold