Schwarz-weiß Aufnahme von Albert Speer im Anzug

Stichtag

19. März 1905 - Albert Speer wird geboren

"Das war ein Techniker, der genau wusste, in welchem System er arbeitete. Wir sind ihm auf den Leim gegangen", sagt Geschichtsprofessor Jost Dülffer von der Universität Köln über Albert Speer, Hitlers Architekt und Rüstungsminister. "Er war der erste, der seine Memoiren schrieb und sie in Talkshows vertreten hat." Speer habe sich als der angeblich "gute Nazi" präsentiert. "Das hat sein Bild bis heute geprägt und ist von einigen Biografen wie Joachim Fest oder Gitta Sereny weiter verbreitet worden", so Historiker Dülffer.

"Für großen Bau hätte ich meine Seele verkauft"

Albert Speer wird am 19. März 1905 in Mannheim als Sohn eines angesehenen Architekten geboren. Er studiert von 1923 bis 1927 Architektur in Karlsruhe, München und Berlin. Im Dezember 1930 erlebt Speer Hitler zum ersten Mal als Redner - für ihn ein "Erweckungserlebnis". Er tritt 1931 in die NSDAP ein und arrangiert 1933 die zentrale Maikundgebung der Nazis in Berlin. Kurz darauf lernt er durch Goebbels Hitler kennen. Der sonst unnahbare "Führer" ist von dem 28-Jährigen tief beeindruckt. "Hätte Hitler einen Freund gehabt, so wäre ich es gewesen", erzählt Speer später. Plötzlich steht dem arbeitslosen Architekten die nationalsozialistische Welt offen. Speer greift zu: "Für einen großen Bau hätte ich, wie Faust, meine Seele verkauft."

1934 erhält er den Auftrag für den Ausbau des Reichparteitag-Geländes in Nürnberg. Seine quaderartigen Bauten - kombiniert mit Treppen, Fahnenwänden und so genannten Lichtdomen - werden zu Kulissen der Massenveranstaltungen der Nazis. Drei Jahre später wird Speer zum "Generalinspektor für die Reichshauptstadt" ernannt und entwickelt zusammen mit Hitler das Projekt einer Welthauptstadt "Germania". Doch der Krieg lässt die Umsetzung der gigantischen Baupläne stocken.

Legende als Widerständler gebastelt

Im Februar 1942 macht Hitler Albert Speer zum "Reichsminister für Bewaffnung und Munition". Speer engagiert sich mit vollem Einsatz: Auf seinen Vorschlag hin leiht die SS ab September 1942 KZ-Häftlinge an die Rüstungsindustrie aus. Die Rüstungsproduktion steigt daraufhin stetig und erreicht 1944 ihren Höhepunkt. Auch für den reibungslosen Nachschub an die Front sorgt Speer: Trotz der Luftangriffe bleiben die Verkehrsverbindungen fast bis Kriegsende funktionsfähig.

Doch Speer weiß längst, dass der Krieg verloren ist. Er bastelt an einer Legende als Widerständler. In Denkschriften schreibt er von der Erfolglosigkeit des Krieges. Aber noch im März 1945 sagt er zu Hitler: "Mein Führer, ich stehe bedingungslos hinter Ihnen!"

Am Zwangsarbeiterprogramm beteiligt

Im Nürnberger Kriegsverbrecher-Prozess bekennt er als einziger der Beschuldigten: Er trage "selbstverständlich" Verantwortung, "soweit dies möglich ist". Er wolle sich nicht auf "Führerbefehle" berufen. Er wird wegen seiner Beteiligung am Zwangsarbeiterprogramm zu 20 Jahren Gefängnis in Berlin-Spandau verurteilt. Drei Jahre nach seiner Haftentlassung im Jahr 1966 veröffentlicht er seine "Erinnerungen", die ein Bestseller werden. 1975 erscheinen seine "Spandauer Tagebücher" und haben einen noch größeren Erfolg.

Speer spricht viel von Gesamtverantwortung, aber nie von persönlicher Schuld. KZ-Häftling Jean Améry kritisiert: "Sühne und Umkehr werden würdig nur in Einsamkeit vollzogen: ohne Geste an der Rampe." Albert Speer stirbt am 1. September 1981 im Alter von 76 Jahren in London an Folgen eines Schlaganfalls.

Stand: 19.03.2005