Konferenz der Großen Drei in Teheran 1943, v.l. Josef Stalin, Franklin D. Roosevelt, Winston Churchill

Stichtag

28. November 1943 - Die Teheran-Konferenz der "Großen Drei" beginnt

Die Wochenschau-Bilder und Zeitungsfotos haben Symbolkraft: Mitten im Zweiten Weltkrieg sitzen US-Präsident Franklin D. Roosevelt, der britische Premier Winston Churchill und der sowjetische Staatschef Josef Stalin Ende 1943 zusammen auf der Terrasse der sowjetischen Botschaft in Teheran. Die Botschaft ist klar: "Es ist ein starkes Signal an die Welt, dass die 'Großen Drei' die Zukunft gestalten werden im Nachkriegs-Europa", sagt David Reynolds, Professor für internationale Geschichte in Cambridge. Mit der deutschen Niederlage in Stalingrad Anfang des Jahres war der Krieg an einem Wendepunkt angekommen.

Dass das erste Treffen der drei alliierten Staatsführer ausgerechnet in der persischen Hauptstadt stattfindet, hat Stalin durchgesetzt. Lange haben Briten und Amerikaner versucht, die Russen zu einem anderen Treffpunkt zu überreden. Teheran gilt als unsicher und für die westlichen Staatschefs schlecht zu erreichen. Doch Stalin hat Flugangst und will sich nicht zu weit entfernt von der Sowjetunion aufhalten. "Stalin hatte die Oberhand: Sie wollten ihn treffen, er konnte diktieren, wohin er bereit war zu kommen," so Reynolds. Der kommunistische Diktator sei für beide eine "ferne und rätselhafte Figur" gewesen, die sie kennenlernen wollten.

Invasion in der Normandie terminiert

Auch Stalin ist gespannt auf die viertägige Konferenz, die am 28. November 1943 beginnt. Er will herausfinden, ob er den Imperialisten aus dem Westen trauen kann. Gleich der erste Verhandlungstag bietet dafür Gelegenheit. Lange schon drängt Stalin seine Verbündeten, die Rote Armee im Osten durch eine zweite Front im Westen zu entlasten. Churchill hat allerdings die gemeinsam mit den USA geplante Invasion in der Normandie immer wieder verschoben. Stalin will sichergehen, dass Briten und Amerikaner nicht vielleicht doch einen separaten Friedensvertrag mit Adolf Hitler schließen.

In Teheran rückt nun Roosevelt von Churchill ab: Zusammen mit Stalin legt er den britischen Premier auf eine Invasion im Frühjahr 1944 fest. Der amerikanische Präsident will jeden Eindruck vermeiden, der Westen verbünde sich gegen die Sowjetunion. Während der Konferenz distanziert sich Roosevelt immer wieder von Churchill - der sich deshalb oft gedemütigt fühlt: "Auf der einen Seite der große russische Bär, auf der anderen der große amerikanische Elefant und dazwischen der kleine britische Esel."

Polen nach Westen verschoben

Die Themenliste der Teheran-Konferenz ist lang. Es geht unter anderem um die russische Offensive an der Ostfront, den britisch-amerikanischen Vormarsch in Italien und den Umgang mit der deutschen Kriegsschuld. Verhandelt wird darüber nicht nur nachmittags bei den offiziellen Gesprächsrunden. Ebenso wichtig sind die informellen Treffen und abendlichen Diners. Über die künftigen Grenzen Polens entscheiden Churchill und Stalin zum Beispiel am ersten Abend en passant - als sich Roosevelt nach Kaffee und Zigarren zurückgezogen hat. Der Brite schlägt eine Westverschiebung des polnischen Territoriums vor - zugunsten der Sowjetunion. "Stalin kommentiert das nicht, aber im Prinzip ist es beschlossene Sache", sagt Historiker Reynolds. "Bei den Treffen der Alliierten 1945 in Jalta und Potsdam ist das kein Diskussionsgegenstand mehr."

Im offiziellen Abschlusskommuniqué vom 1. Dezember 1943 ist von solchen Kaminfeuer-Runden allerdings nichts zu lesen. Dort heißt es stattdessen nur: "Mit unseren diplomatischen Ratgebern haben wir die Probleme der Zukunft beraten." In den "freundschaftlichen Besprechungen" seien "Pläne für die Vernichtung der deutschen Streitkräfte vereinbart" worden. "Was den Frieden angeht, so sind wir davon überzeugt, dass er durch unsere Einigkeit zu einem Dauerfrieden werden wird."

Stand: 28.11.2013

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