Soziale Netzwerke für Kinder

Kampf um die Taschengeldmilliardäre

Stand: 19.06.2012, 06:00 Uhr

Beim Medienforum in Köln geht es am Dienstag (19.06.2012) um Werbung für bestimmte Zielgruppen. Besonders begehrt sind Kinder und Jugendliche. Sechs- bis 13-Jährige gaben 2011 zwei Milliarden Euro aus. Kein Zufall, dass auch die sozialen Netzwerke auf junge Mitglieder setzen.

Von David Ohrndorf

Die 10- bis 19-Jährigen sollen die VZ-Netzwerke retten - so der Plan von Stefanie Waehlert, der Geschäftsführerin von SchuelerVZ, StudiVZ und MeinVZ. Facebook hat den drei VZ-Netzwerken in den vergangenen zwei Jahren schwer zugesetzt. Allein von Mai 2011 bis Mai 2012 ist die Zahl der Zugriffe um 75 Prozent gesunken. Nun soll es einen Neustart geben, allerdings vorerst nur für SchuelerVZ. Was aus den anderen beiden Verzeichnissen (VZ) wird, ist noch unklar. Die Schüler-Plattform soll in Idpool umbenannt werden und künftig ein Bildungsportal sein. Waehlert sieht diese Strategie als "Befreiungsschlag für die gesamte Firma".

Finanziert werden soll die Plattform - wie bisher - durch Werbeeinnahmen. Später könnte es auch "Premium-Inhalte" geben, für die die Nutzer extra bezahlen müssen. Auf Idpool sollen die Schüler sich über Interessen und Fähigkeiten austauschen können, langfristig sollen es eine Plattform zum "kollaborativen Lernen" werden.

SchülerVZ schon für 10-Jährige

Dass die Holtzbrinck-Gruppe, Betreiber der VZ-Netzwerke, nun ausgerechnet alle Hoffnungen auf SchülerVZ setzt, kommt nicht von ungefähr. Hier ist die Konkurrenz durch Facebook nicht ganz so groß. Während sich bei SchülerVZ bereits Zehnjährige registrieren dürfen, ist Facebook, gemäß den Teilnahmebedingugen, erst für 13-Jährige erlaubt. Unternehmen, die die 10- bis -13-Jährigen in Deutschland zielgerichtet mit Online-Werbung erreichen wollen, kommen derzeit an SchülerVZ kaum vorbei.

Kinder und Jugendliche - begehrte Zielgruppe

Hinzu kommt, dass Kinder und Jugendliche eine begehrte Zielgruppe der werbetreibenden Wirtschaft sind. Laut einer Hochrechnung der "Kids Verbraucher Analyse" hatten die 6- bis 13-Jährigen im Jahr 2011 rund zwei Milliarden Euro zur Verfügung. Ausgegeben habe sie das Geld in erster Linie für Süßigkeiten, Zeitschriften und Spielzeug. Für das Kinderfernsehen gibt es spezielle Vorschriften, um Werbung und Programm deutlich zu trennen. So dürfen beispielsweise Kindersendungen nicht von Werbespots unterbrochen werden.

Im Internet haben die Werber allerdings weitgehend freie Hand. Außerdem können sie ihre Werbung, besonders in den sozialen Netzwerken, exakt auf das Alter der Kinder abstimmen.

Facebook offiziell erst ab 13

Junge schaut auf Facebook-Seite

Facebook ist offiziell erst ab 13

Ob SchuelerVZ aber langfristig von der niedrigeren Altersgrenze profitiert ist fraglich. Auch Facebook kennt den Wert von jungen Nutzern auf dem Werbemarkt. Laut einem Bericht des Wallstreet Journals überlegt der US-Konzern das Zugangsalter für sein soziales Netzwerk herunterzusetzen. Die Eltern könnten dann, wenn sie selbst auch bei Facebook angemeldet sind, die Aktivitäten des Nachwuchses über eine Verknüpfung der Profile kontrollieren.

Die Altersgrenze von 13 Jahren hängt mit US-Gesetzen zusammen. Demnach darf Facebook keine persönlichen Daten von unter 13-Jährigen ohne die Zustimmung ihrer Eltern erheben. Auch aus Deutschland gibt es warnende Worte. Es sei "problematisch", dass auf diesem Weg versucht werde, an noch jüngere Nutzer zu kommen, sagte ein Sprecher des Datenschutzbeauftragten und Facebook-Kritikers Thilo Weichert. Bundesfamilienminsterin Kristina Schröder (CDU) will abwarten, welche "Schutzkonzepte für Kinder" Facebook umsetzen will.

Da die Altersgrenze von Facebook leicht zu umgehen ist - die Eingabe eines falschen Geburtsdatums genügt - sind bereits heute viele Kinder dort unterwegs. Laut einer Erhebung der EU-Kommission haben 38 Prozent der Kinder in der EU zwischen neun und zwölf Jahren ein Facebookprofil.

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