Mitarbeiter verlassen das Opelwerk in Bochum

Betriebsrats-Streit bei Opel eskaliert

Bochum wird mehr und mehr isoliert

Stand: 10.06.2013, 17:06 Uhr

Nach dem angekündigten Ende der Bochumer Autoproduktion hoffen die Mitarbeiter weiter auf Zugeständnisse des Konzerns. Derweil kracht es innerhalb der Betriebsräte. Vor allem der Vorwurf aus Bochum, nicht solidarisch zu sein, stößt den anderen Standorten übel auf.

Die Bochumer Opel-Mitarbeiter ringen nach dem angekündigten Ende der Auto-Produktion in Bochum Ende 2014 weiter um klare Zusagen zur Zukunft ihrer Arbeitsplätze. Am Montag (10.06.2013) kamen mehr als 1.000 Mitarbeiter zu einer turnusmäßigen Belegschaftsversammlung auf dem Werksgelände zusammen. Im Anschluss an die Berichte des Betriebsrats sprach Werksleiter Manfred Gellrich für die Opel-Geschäftsführung, so ein Sprecher des Unternehmens. "Warum das Werk abgewickelt soll, hat uns bisher niemand erklären können", sagte der Bochumer Betriebsratschef Rainer Einenkel. Er pocht weiter auf "verbindliche Lösungen" für den Standort Bochum und die Zukunft der Mitarbeiter.

Streit zwischen Betriebsräten eskaliert

Nicht auf dem Podium der Betriebsversammlung erschien Opel-Gesamtbetriebsratschef Wolfgang Schäfer-Klug. Der hatte die Einladung zur Bochumer Versammlung vergangene Woche abgesagt. Der Bochumer Betriebsratschef Rainer Einenkel nannte Schäfer-Klugs Absage "feige".

Rainer Einenkel

Zuletzt hatte sich der schon länger schwelende Streit zwischen Schäfer-Klug und Einenkel verschärft. Der Gesamtbetriebsrat wirft Einenkel "katastrophale Fehleinschätzungen" bei den Verhandlungen um den Sanierungstarifvertrag vor. Dass bei Ablehnung des Vertrags die Produktion des Familienwagens Zafira Ende 2014 aus Bochum abgezogen werde, sei klar gewesen, schrieb Schäfer-Klug vergangene Woche in einem Brief an die Bochumer Mitarbeiter. Die Belegschaft in Bochum hatte den mit der IG Metall ausgehandelten Sanierungsplan für Opel im März mit großer Mehrheit abgelehnt.

Offener Brief der IG Metall

Gegenwind bekommt der Bochumer Betriebsrat auch vom IG-Metall-Verhandlungsführer Felix Stumpf und den Betriebsräten anderer Opel-Standorte. In einem offenen Brief werfen sie dem Bochumer Betriebsrat vor, Verantwortung bei anderen abzuladen. So erklären sie, der Vorwurf des Bochumer Betriebsrates, die anderen Standorte verhielten sich nicht solidarisch, verdrehe die Tatsachen: "So zu tun, als wäre es in der Hand der Rüsselsheimer Kolleginnen und Kollegen, Bochum zu retten und sie müssten nur wollen, ist unredlich - erst recht nach Ablehnung des Tarifvertrages." Allein die Opel- und GM-Vorstände trügen Anteil an der Entscheidung, die Bochumer Fahrzeugproduktion zu schließen. Der Kommission, die über den Tarifvertrag verhandelt hatte, hätten alle wesentlichen Informationen vorgelegen, heißt es weiter.

Wegen der Absatzkrise in Europa leidet das Unternehmen unter enormen Überkapazitäten. Auch deshalb wird das Werk in Bochum Ende 2014 geschlossen, nachdem die Belegschaft einen Sanierungstarifvertrag abgelehnt hatte. Spätestens 2016 will Opel wieder Gewinne erzielen.

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