Einschussloch in Frontscheibe eines Fahrzeugs

Polizei veröffentlicht Video

Opfer haben sich nicht gewehrt

Stand: 21.08.2007, 18:29 Uhr

Knapp eine Woche nach dem Mord an sechs Italienern in Duisburg geht die Polizei von mindestens zwei Tätern aus. Die Opfer hätten bei dem Anschlag keine Gegenwehr geleistet. Die Fahnder gehen mittlerweile 250 Hinweisen nach.

Dass mindestens zwei Täter für die Morde verantwortlich sind, ergebe sich aus der Spurenlage am Tatort, teilte die Duisburger Mordkommission am Dienstag (21.08.2007) mit. Die Täter hätten aus der gleichen Richtung ihre Schüsse abgegeben. Bei keinem der Getöteten seien Schmauchspuren an den Händen gefunden worden. Daher könne ausgeschlossen werden, dass sie vor ihrem Tod selbst geschossen haben. Ferner stehe fest, dass nur von außen auf die Fahrzeuge geschossen wurde.

Die Killer hatten die Männer in der Nacht zu Mittwoch (15.08.2007) nach einer Geburtstagsfeier vor einer Duisburger Pizzeria getötet. "Die Getöteten weisen eine Vielzahl von Einschüssen im Kopf und im Oberkörperbereich auf", gaben die Ermittler bekannt. Sie gehen von einer Blutfehde im Mafiamilieu der kalabrischen 'Ndrangheta aus.

Zeugen auf Fahrrädern noch nicht gefunden

Die Fahnder gehen inzwischen 250 Hinweisen nach. Sie würden zentral erfasst und ausgewertet, sagte ein Polizeisprecher. Die Hinweise bezögen sich nicht nur auf eine Person, sondern auf mehrere Menschen. Bislang noch nicht gemeldet hätten sich zwei Radfahrer, die in der Tatnacht am frühen Mittwochmorgen in der Nähe des Tatorts gesichtet worden seien. Bei einer der beiden Personen dürfte es sich um eine Frau gehandelt haben. Sie, wie auch ihr Begleiter oder eventuell auch Begleiterin, könnten 25 bis 30 Jahre alt sein.

Weitere Hinweise erhofft sich die Polizei von einer Videoaufzeichung, die sie im Internet veröffentlicht hat. Darauf sind zwei Personen erkennbar, die über das Gelände einer Tankstelle in der Nähe des Tatortes laufen. Es könnte sich dabei um die Täter handeln. Mit den Ermittlungen sind rund 100 Polizisten beschäftigt, darunter sieben Ermittler aus Italien. Einige der italienische Ermittler stammten aus Kalabrien und könnten ihren deutschen Kollegen "sehr wertvolle Hinweise" bezüglich der Mafia geben, so die Polizei.

Beerdigungen in San Luca und Mülheim

Nach Medienberichten sollen fünf der sechs Opfer noch in dieser Woche im kalabrischen San Luca beerdigt werden. Das sechste Opfer, der Lehrling des Duisburger Lokals "Da Bruno", der in der Mordnacht seinen 18. Geburtstag feierte, wird angeblich Ende der Woche auf dem Hauptfriedhof in Mülheim beerdigt.