Gerichtssaal in Italien

Die ermordeten Mafia-Jäger

Kampf gegen die Mafia in Italien

Stand: 16.08.2007, 15:37 Uhr

Der Begriff Mafia entstand im 19. Jahrhundert auf Sizilien. Er wird heute auf die in Italien vertretenen kriminellen Organisationen Cosa Nostra (Sizilien), Camorra (Kampanien), 'Ndrangheta (Kalabrien) und Sacra Corona Unita (Apulien) bezogen.

Der Kampf des italienischen Staates gegen die Mafia war über lange Jahre von einer unentschlossenen bis gleichgültigen Haltung geprägt. Erst als 1980 ein gewaltiger Mafiakrieg des brutalen Corleone-Clans gegen die Clans aus Palermo ausbrach, gingen die Strafverfolgungsbehörden im Land in die Offensive. Als Reaktion auf die Terrorwelle wurde der General Alberto Dalla Chiesa 1982 als Präfekt der Provinz Palermo eingesetzt. Er begann erstmals damit, eine wirksame Infrastruktur für die Bekämpfung der Mafia aufzubauen, obwohl er keine große Unterstützung des Staates erhielt. Seine Ermordung am 3. September 1982 nach nur 100-tägiger Amtszeit zeigte, dass die Mafia in ihm einen ernstzunehmenden Gegner sah. Enormer öffentlicher Druck führte schließlich zur Einrichtung eines zentralen Hohen Kommissariats für den Kampf gegen die Mafia.

2006: Boss der Bosse festgenommen

Zudem wurde das sogenannte "La-Torre-Gesetz" verabschiedet, das erstmals die bloße Zugehörigkeit zur Mafia als Straftatbestand wertet. Sein Initiator, der Abgeordnete Pio La Torre, wurde 1982 ebenfalls von der Mafia ermordet. Das Gesetz und die Antimafiakommission erlaubten eine effektivere Verfolgung auch im Bereich der Politik. Zudem gelang es den Strafverfolgungsbehörden Überläufer (pentiti) als Kronzeugen zu gewinnen, allen voran den Cosa-Nostra-Chef Tomasso Buscetta. Er kam ins Zeugenschutzprogramm und erhielt eine Gesichtsoperation. Durch seine Aussagen kam es von Februar 1986 bis Dezember 1987 in Palermo zu einem Prozess, bei dem 400 mutmaßliche Mafiosi angeklagt waren.

Heute gilt der ehemalige Oberstaatsanwalt von Palermo, Piero Grasso, als wichtigster Mafia-Jäger Italiens. Seiner Arbeit sind zahlreiche Festnahmen zu verdanken, darunter auch 2006 die des über 40 Jahre flüchtigen wichtigsten Mafia-Bosses Bernardo Provenzano.

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