Symbolbild: Feuerwehrfahrzeug mit zerstörter Windschutzscheibe

Kreis Höxter - Knapp dem Tod entkommen

"Es hätte fürchterlich ausgehen können"

Stand: 19.01.2007, 14:57 Uhr

Der Orkan "Kyrill" fegte eine Schneise der Verwüstung durch NRW und forderte zwei Todesopfer auch bei denen, die oft die Retter sind. In Steinheim im Kreis Höxter entkamen zwei junge Feuerwehrleute nur knapp dem Tode.

Von Dieter Müller

Der Schreck saß bei Manuel Tavares auch am Morgen danach noch in den Gliedern. Der 40-jährige Rettungssanitäter und Unterbrandmeister der Freiwilligen Feuerwehr Steinheim war an diesem Sturmabend im zweiten der beiden Einsatzfahrzeuge unterwegs. Überlebt hat er nur unter glücklichen Umständen. Wie der vom Sturm entwurzelte Baum auf das Fahrzeug fiel, sah auch er nicht. "Es war dunkel, und es hagelte. Wir wollten nur schnell aus dem Gefahrenbereich und dann alles absperren", erklärt Tavares.

Bäume als Lebensretter

Mit zwei Einsatzfahrzeugen war die Freiwillige Feuerwehr von der Steinheimer Reithalle gekommen, wo sie dicke Äste aus dem Weg geräumt hatte. Über Funk wurden die Helfer in die Hospitalstraße gerufen - ein Balkon sei abgestürzt. Auf dem Weg dorthin passierten sie Fahrzeuge eine 80 Jahre alte Linde, die genau in diesem Moment vom Orkan entwurzelt wurde. Der Baum fiel aufs Fahrerhaus des Rüstwagens der Helfer, die Wucht des Aufpralls wurde aber von zwei gegenüber stehenden Bäumen abgefangen. Die beiden Fahrer wurden - wie durch ein Wunder - nur leicht verletzt. Glasscherben verursachten leichtere Schnittwunden, die Feuerwehrleute konnten sich selbst aus dem verbeulten Wagen befreien.

"Es hätte fürchterlich ausgehen können."

Nach kurzer Behandlung im nahe gelegenen Krankenhaus durften die beiden jungen Feuerwehrmänner nach Hause. Es hätte fürchterlich ausgehen können", sagt Willi Schrenner, Leiter der Freiwilligen Feuerwehr Steinheim. "Großes Glück", bescheinigt der Stadtbrandinspektor den beiden Fahrern. "Gar nicht auszudenken, wenn die beiden Bäume nicht gewesen wären. Es hätte fürchterlich ausgehen können."

Risko gehört dazu

Acht Uhr am Morgen danach: In Steinheim, dem 9.000-Einwohnerort im Norden des Kreises Höxter, wird aufgeräumt. Viele Bürger beobachten die spektakuläre Aktion, mit der die Seitenstraße, die zum Freibad, zur Schützenhalle und zur Reithalle führt, geräumt wird. Ein Kran hebt den Baum an, Schrenner fährt das verbeulte Einsatzfahrzeug aus dem Gefahrenbereich. Aber die entwurzelte Linde will nicht fallen. Sie hängt noch immer an den beiden Bäume auf der gegenüberliegenden Straßenseite, die die ganze Last des umgestürzten Baumes gestern Abend abfingen und damit den beiden Feuerwehrleuten das Leben retteten. Die beiden Lebensretter müssen mit der Motorsäge gefällt werden. Erst dann kann die Straße geräumt werden. Als "Kyrill" durchs Land fegte, starben zwei Feuerwehrleute. Die beiden Steinheimer überlebten leicht verletzt. Dass sie ihr Leben dabei sehr glücklichen Umständen verdanken, kommentieren sie mit einem Achselzucken. Das Risiko gehört zu diesem Job dazu.

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