Ein chinesischer Arbeiter stapelt Kisten mit Brikett.

Hohe Preise nutzen heimischer Förderung

Ist Kohle Energie mit Zukunft?

Stand: 24.06.2008, 18:51 Uhr

Durch die hohen Öl- und Gaspreise erlebt Kohle weltweit eine enorme Nachfrage. Der Weltpreis von Kokskohle liegt mittlerweile über den Förderkosten hierzulande. Wird die deutsche Kohleförderung also kurz vor ihrem Auslaufen wieder rentabel?

Von Bodo Scheffels

Vor allem in Asien setzt man wieder auf den fossilen Brennstoff. Von Indien bis China werden neue Kohlekraftwerke gebaut - und die Nachfrage nimmt zu. So verzeichnete Kohle 2007 laut Weltenergiebericht des Ölkonzerns BP das stärkste Wachstum unter den Brennstoffen. Allein der Kohleverbrauch in China stieg um fast acht Prozent. Kein Wunder, dass auch die Preise jetzt steigen. Darüber berichtet der Verband der Kohlenimporteure am Dienstag (24.06.2008) in Düsseldorf.

Investmentbank: Preis könnte weiter anziehen

"Schon seit mehreren Jahren steigen die Preise für Öl und Gas", sagt Wolfgang Ritschel, Geschäftsführer des Vereins der Kohlenimporteure."Kohle dagegen ist immer relativ günstig geblieben." Ritschel begründet das mit dem so genannten Schweinezyklus: "Sind die Preise niedrig, lässt sich nur wenig Geld verdienen und niemand baut neue Förderanlagen." Das ändere sich aber jetzt: "Steigt die Nachfrage, kommen die Kohlelieferanten nicht mehr hinterher, dann steigen auch die Preise." Und sie könnten noch weiter klettern: Die Analysten der Investmentbank von J.P. Morgan erwarten, dass bis zum Jahresende 2008 der Preis um fast 20 Prozent anzieht. Das würde Kohlestrom um bis zu 2,50 Euro je Megawattstunde verteuern.

Kokskohle wettbewerbsfähig

Wird jetzt auf einmal auch der Bergbau im Ruhrgebiet wieder rentabel? "Was Kraftwerkskohle angeht, sind wir davon noch weit entfernt", sagt Ritschel. Die qualitativ niedrigere Kohlesorte - schlicht zum Verfeuern im Kraftwerk - koste am Weltmarkt bereits um die 95 Euro je Tonne. Das seien etwa 50 Prozent mehr als im Jahresdurchschnitt 2007. In Deutschlang lägen aber die Förderkosten bei etwa 160 Euro. "Es wurden an den Märkten auch schon einmal bis zu 140 Euro für die Tonne gezahlt", so Ritschel, die Preissteigerung gehe weiter.

Anders sehe es bei Kokskohle aus. Auch sie wird zum Preis von 160 Euro je Tonne in Deutschland gefördert. Aber bei dieser höherwertigen Kohle liegt der Weltmarktpreis bei 240 Euro je Tonne - womit die deutsche Kohle wettbewerbsfähig ist. "Aber hier bestehen nur noch sehr geringe Förderkapazitäten", so Ritschel.

Politischer Streit um die Steinkohle

Die Politik jedenfalls streitet weiter um die Zukunft der Steinkohle. "Alle Zeichen deuten darauf hin, dass die heimische Steinkohle zunehmend wettbewerbsfähig wird. Dies gilt besonders für die Kokskohle, die schon heute faktisch subventionsfrei gefördert werden kann", sagt etwa Norbert Römer, der stellvertretende Vorsitzende der SPD-Landtagsfraktion. Die SPD will denn auch eine Fortführung des Bergbaus auf niedrigerem Niveau erreichen. NRW-Ministerpräsident Jürgen Rüttgers hatte sich aber dafür eingesetzt, dass das Land ab 2015 keine weiteren Mittel mehr für die Steinkohleförderung bereitstellen muss. Zum 30. Juni 2008 läuft so zum Beispiel der Betrieb in der Zeche Walsum aus. Bereits am Freitag (27.06.2008) ist hier für viele Kumpel der letzte Arbeitstag.

Ausstieg und Neubaupläne

Der Ausstieg aus der Steinkohle ist also beschlossen. Alleine bis 2012 sollen fünf der acht deutschen Zechen schließen. Die Fördermenge wird von 21 auf 12 Millionen Tonnen zurückgefahren und die Zahl der Bergleute auf 15.000 halbiert. Danach wird entschieden, ob es einen Sockelbergbau geben wird, um Deutschland den Zugang zu dem Energieträger zu erhalten.

Möglicherweise wird aber auch eine neue Kohlengrube gebaut: Nördlich von Hamm liegen große Vorräte an Kokskohle, die in den kommenden Jahren ohne staatliche Subventionen abgebaut werden könnten. Die Planungen für das Bergwerk "Donar" sind weit gediehen. Nach Einschätzung des Zechenkonzerns RAG gäbe es mehrere Interessenten, die bereit wären, die Kosten für das Genehmigungsverfahren aus eigener Tasche zu bezahlen. Danach wären Investitionen von etwa 800 Millionen Euro nötig, um ab 2015 rund 20 Jahre lang jährlich drei Millionen Tonnen Kokskohle zu fördern.

So ließe sich mit deutscher Kohle Geld verdienen - wenn die Preise so hoch bleiben wie bisher. Wolfgang Ritschel vom Verein der Kohlenimporteure ist allerdings nicht ganz so optimistisch: "Der Schweinezyklus geht dann ja auch noch weiter: wenn erst einmal die Preise hoch sind, investieren die Unternehmen in neue Gruben, das Angebot steigt schneller als die Nachfrage, und die Preise sinken." Dann könnten sich manche Pläne nicht mehr rechnen.

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