Ein Wahlplakat vom SPD-Bewerber Sören Link für das Duisburger Oberbürgermeisteramt hängt vor dem Duisburger Rathaus

OB-Neuwahl in Duisburg

Sauerland-Nachfolger gewählt

Stand: 17.06.2012, 06:00 Uhr

Die Duisburger wählen am Sonntag (17.06.2012) einen neuen Oberbürgermeister. SPD-Kandidat Sören Link gilt bei der Wahl als Favorit. Der bisherige OB Adolf Sauerland war im Februar wegen der Loveparade-Katastrophe abgewählt worden.

Von Martin Teigeler

Über 365.000 Duisburger sind heute aufgerufen, einen neuen Oberbürgermeister zu wählen. Der wegen der Loveparade-Katastrophe umstrittene Oberbürgermeister Adolf Sauerland (CDU) war im Februar mit klarer Mehrheit abgewählt worden. Jetzt wird ein Nachfolger gesucht.

Ein unübersichtliches Bewerberfeld von 13 teils unabhängigen oder nur von kleinen Gruppen nominierten Kandidaten rangelt um das OB-Amt. Deshalb ist eine Stichwahl möglich. Die Wahllokale in Duisburg sind von 8.00 Uhr bis 18.00 Uhr geöffnet. Eineinhalb bis zwei Stunden nach der letzten Stimmabgabe könnte nach Angaben einer Stadtsprecherin ein Ergebnis vorliegen.

Stichwahl am 1. Juli möglich

Als Favorit gilt vor dem ersten Wahlgang der SPD-Bewerber und frühere Landtagsabgeordnete Sören Link. Der 35-Jährige verspricht einen "neuen Stil" und mehr Bürgerbeteiligung. Chancen auf eine Teilnahme am zweiten Wahlgang hat auch der bisherige ehrenamtliche Bürgermeister Benno Lensdorf (CDU). Der 69-jährige Unternehmer will mit Wirtschaftskompetenz beim Wähler punkten. Der Christdemokrat lobte im Wahlkampf ausdrücklich Verdienste Sauerlands um die Stadtentwicklung.

Ebenfalls in den zweiten Wahlgang könnten es Ingrid Fitzek und Michael Rubinstein schaffen. Die 53-jährige Fitzek tritt für die Grünen an. Sie ist Gleichstellungsbeauftragte der Duisburger Uni und will eine "soziale, gerechte und ökologische" Stadt. Der Geschäftsführer der Jüdischen Gemeinde, Michael Rubinstein, wirbt als politischer Quereinsteiger für einen "echten Neuanfang". Der 40-Jährige ohne Parteibuch wird von FDP und Piraten unterstützt.

Falls in der ersten Runde kein Kandidat die absolute Mehrheit der gültigen Stimmen erreicht, wird zwei Wochen später am 1. Juli eine Stichwahl mit den zwei stärksten Bewerbern angesetzt.

Konsequenz aus Loveparade-Katastrophe

Der CDU-Politiker Sauerland war im Februar bei einem Bürgerentscheid abgesetzt worden. Die Abwahl gilt als politische Konsequenz aus der Loveparade-Katastrophe im Juli 2010, bei der 21 Menschen starben und mehr als 500 teils schwer verletzt wurden. Der Stadt werden von Überlebenden und Angehörigen der Opfer schwere Planungsfehler vorgeworfen. Die Staatsanwaltschaft ermittelt gegen Mitarbeiter der Stadtverwaltung, nicht aber gegen Sauerland persönlich.

Hoffnungen auf ein von den großen Parteien gemeinsam getragenes Stadtoberhaupt hatten sich im Vorfeld der OB-Neuwahl nicht erfüllt. "Eine Art 'Gauck für Duisburg', ein überparteilicher Versöhner wie der Bundespräsident, ist in der Stadt nicht in Sicht", sagte der Politikwissenschaftler Jan Treibel von der Universität Duisburg-Essen. Der Parteienforscher sieht zudem eine gewisse Wahlmüdigkeit und rechnet mit einer eher geringen Wahlbeteiligung.

Unmittelbar nach der Absetzung Sauerlands hatten Vertreter von CDU und SPD Mitte Februar ihre grundsätzliche Bereitschaft bekundet, bei der Neuwahl einen parteiübergreifenden Kandidaten zu benennen. Ein Konsensbewerber sollte die Gräben zwischen erbitterten Sauerland-Gegnern und seinen Unterstützern zuschütten. Doch zu einer Einigung kam es dann doch nicht.

Weitere Themen