Verletzte nach Massenpanik in Oberhausen

Großer Andrang auf "DSDS"-Kandidaten in Oberhausen

Ermittlungen nach Massenpanik

Stand: 28.03.2011, 15:15 Uhr

Bei einer Massenpanik im Oberhausener Einkaufszentrum "Centro" wurden am Sonntag (27.03.2011) 60 Menschen verletzt, 28 mussten im Krankenhaus behandelt werden. Die Polizei hat Ermittlungen aufgenommen.

Nach der Massenpanik bei einer Autogrammstunde in Oberhausen will NRW-Innenminister Ralf Jäger (SPD) nun prüfen, ob der Sicherheitserlass für Großveranstaltungen nachgebessert werden muss. Die Ereignisse in Oberhausen mit etwa 60 Verletzten zeige, "dass wir sehr genau gucken müssen, ob er nicht in einzelnen Bereichen ergänzt werden muss", sagte Jäger am Montag in Düsseldorf. Die Sicherheitsvorschriften für Großveranstaltungen waren nach der Katastrophe bei der Loveparade in Duisburg verschärft worden. Demnach müssen Großveranstaltungen unter freiem Himmel und mit mehr als 5.000 Teilnehmern mit der Aufsichtsbehörde abgestimmt werden.

Panik, weil Fans drängelten

Zu der Panik war es am Sonntag gekommen, als insgesamt 19.000 Fans zu einer Autogrammstunde mit den Teilnehmern der aktuellen Staffel von "Deutschland sucht den Superstar" des Privatfernsehsenders RTL geströmt waren. Nachdem bereits 4.000 Fans im Einkaufszentrum waren, hatte der Veranstalter die Türen geschlossen. Weil die nachfolgenden Fans weiter drängelten, brach eine Panik aus. 28 Fans zwischen 12 und 17 Jahren mussten mit Knochenbrüchen, Kreislaufzusammenbrüchen oder einem Schock ins Krankenhaus gebracht werden, wie Polizei und Feuerwehr mitteilten. Rettungsleute versorgten Verletzte in aufblasbaren Sanitätszelten. Mädchen lagen sich weinend in den Armen, berichteten Augenzeugen. Bei ihnen wurden böse Erinnerungen an die Massenpanik bei der Loveparade in Duisburg im Sommer wach. Die Polizei hat nun Ermittlungen wegen fahrlässiger Körperverletzung gegen Unbekannt aufgenommen, möglicherweise wird auch die Duisburger Staatsanwaltschaft ein Vefahren einleiten.

RTL will sich zur Schuldfrage nicht äußern

Der Sender hatte das Event zuvor auf seiner Homepage angepriesen: "Die Gelegenheit für alle DSDS-Fans, die Superstar-Anwärter hautnah zu erleben." Nach dem Vorfall hieß es auf der Homepage: "Dass es dazu gekommen ist, tut uns furchtbar Leid. Es war nicht abzuschätzen, dass so viele kommen. Wir werden überlegen, womit wir den verletzten Fans eine Freude machen können", so RTL-Sprecherin Anke Eickmeyer. Gegenüber WDR.de sagte sie: "Es geht jetzt nicht um die Schuldfrage, es geht um die betroffenen Fans. Wie es dazu kommen konnte, müssen wir noch klären."

Die Schuldfrage wird offensichtlich andernorts aber schon diskutiert. So betonte die Bezirksregierung, dass die Autogrammstunde nicht genehmigt werden musste. Die Regelung, die das Innenministerium nach den Erfahrungen bei der Duisburger Loveparade verschärft hatte, bezieht sich nur auf Veranstaltungen unter freiem Himmel und mit mehr als 5.000 Teilnehmern. "Wir haben kein Sicherheitskonzept bekommen, und wir mussten auch nicht informiert werden", so der Sprecher der Bezirksregierung.

Es gab schon einmal Probleme

Es hatte allerdings schon im vergangenen Jahr Probleme mit einer solchen Autogrammstunde gegeben, damals aber in Bochum. Dort kam es im April 2010 zu einer Panik, bei der 18 Menschen verletzt wurden. Damals schrieb RTL auf seiner Homepage: "Plötzlich kippte die Stimmung." Die Moderatorin habe versucht, die Menge zu beruhigen. "Es gelang ihr jedoch nicht. Als schließlich die Polizei eintraf, wurde die Autogrammstunde abgebrochen." Wieviele Fans dort waren, konnte Eickmeyer nicht sagen. Meldungen von damals sprachen von 4.500 Menschen, RTL selbst von 7.500. Eickmeyer wollte sich nicht zu der Frage äußern, ob man angesichts dieses Vorfalls nicht für Oberhausen Probleme hätte vorhersehen können. In der Vergangenheit seien nie so viele Fans gekommen wie diesmal. Veranstalter in Bochum war damals der Ruhrpark gewesen. Dessen Mitarbeiter mochten sich jetzt nicht dazu äußern, da das Management gewechselt habe und man nicht dabei gewesen sei.

"Die haben sich nicht bewegt"

Auch in Oberhausen war nicht der Privatsender, sondern das Einkaufszentrum der Veranstalter. Dessen Manager Marcus Remark betonte, man habe sich vorab auf die Angaben des Senders verlassen. "Wenn die sagen, da kommen 4.000 bis 5.000 Menschen, und dann sind es dreimal so viele, dann ist das nicht mehr beherrschbar." Er gab auch den Fans eine Mitschuld: "Wir haben um 13 Uhr abgesperrt und den nachfolgenden Menschenmengen gesagt, geht nach Hause, ihr habt keine Chance, ein Autogramm zu bekommen. Aber die haben sich nicht bewegt."

Remark betonte, dass es "mit Sicherheit keine Autogrammstunde von DSDS mehr geben wird" und dass er hoffe, dass es bei RTL auch ein Umdenken gebe. RTL-Sprecherin verwies auf eine entsprechende Frage von WDR.de darauf, dass es "erstmal keine Autogrammstunde mehr" geben werde. Es habe aber bei den Autogrammstunden in den vergangenen Jahren mit Ausnahme von Bochum keine Zwischenfälle gegeben.