WDR Funkhaus Wallrafplatz

WDR-Konferenz "Vielfalt"

Kulturelle Vielfalt gestalten - aber wie?

Stand: 23.10.2012, 13:27 Uhr

Kulturelle Vielfalt ist im WDR und in vielen anderen Unternehmen gelebte Normalität. Vielfalt kann dabei Chance und Herausforderung zugleich sein. Wie stellen sich Medien, Wirtschaft und kommunale Verwaltungen darauf ein? Darüber ist am Dienstag (23.10.2012) auf einer WDR-Konferenz im Kölner Funkhaus diskutiert worden.

Wie wird Vielfalt im betrieblichen Alltag gelebt? Welche Strategien haben sich in der Praxis bewährt? Diese und mehr Fragen hat der WDR am Dienstag (23.10.2012) im Rahmen der Konferenz "Vielfalt gestalten - in Unternehmen, Medien und Stadtgesellschaft" diskutiert. Dabei sollte bei den Teilnehmern ein Austausch über Erfolge und Hürden ebenso im Vordergrund stehen wie auch die Erkenntnisse aus bisherigen Erfahrungen. WDR-Intendantin Monika Piel sagte zur Eröffnung der Veranstaltung: "Die Förderung interkultureller Kompetenz unserer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ist für uns selbstverständlich. Besonderen Wert legen wir dabei darauf, junge Menschen mit Zuwanderungsgeschichte für den WDR zu gewinnen und zu professionalisieren, unter anderem mit der Talentwerkstatt ,Grenzenlos’, die sich sehr erfolgreich entwickelt hat."

Umfrage unter WDR-Mitarbeitern

Wolfgang Schmitz

Programmdirektion Wolfgang Schmitz

Im Vorfeld der Konferenz hatte der WDR - erstmals in der deutschen Medienlandschaft - eine Befragung zum Thema unter all seinen Mitarbeitern durchgeführt. Dabei kam heraus: Für eine große Mehrheit der Beschäftigten des WDR ist kulturelle Vielfalt gelebter Alltag, vor allem am Arbeitsplatz im Kölner Sender. 80 Prozent der Befragten gaben an, im Beruf mit Menschen unterschiedlicher Herkunft zu tun zu haben, fast die Hälfte sogar täglich. 70 Prozent haben privat im Familien- und Freundeskreis entsprechende Berührungspunkte. Über Social Media im Internet sind es 55 Prozent. Insgesamt 1.800 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter haben sich an der Umfrage beteiligt. "Spannend an den Zahlen ist, dass die WDR-Mitarbeiter am häufigsten im Sender auf Menschen unterschiedlicher Herkunft treffen, häufiger als in ihren Familien und in sozialen Netzwerken. Damit ist der WDR ein ganz wesentlicher Faktor und Treiber für interkulturelle Alltagserfahrungen", erklärte Wolfgang Schmitz, WDR-Hörfunkdirektor und Vorsitzender des Beirats für Integration und Vielfalt.

Panel-Gespräche und Workshops

Pinar Atalay

Pinar Atalay

Die von Pinar Atalay und Till Nassif moderierte Konferenz "Vielfalt" ist zweigeteilt: Am Dienstagvormittag finden neben Grußworten von WDR-Intendantin Monika Piel oder NRW-Integrationsminister Guntram Schneider Gespräche und Panel-Diskussionen statt. Zum Thema "Vielfalt gestalten in der Praxis von Unternehmen, Medien und Stadtgesellschaft" diskutierten unter anderem Tina Jelveh (Bürgermeisterin von Herne), Sonia Mikich (Leiterin der Programmgruppe Inland des WDR Fernsehens) oder NRW-Integrationsminister Guntram Schneider. Danach stand das Thema "Vielfalt und Publikumswandel: Die Rolle der Medien" im Mittelpunkt der Diskussion, unter anderem mit Thomas Kreyes (Generalsekretär und Integrationsbeauftragter der RTL Mediengruppe Deutschland), Sheila Mysorekar (Vorsitzende der Neuen Deutschen Medienmacher e.V.) und Dr. Gualtiero Zambonini (Beauftragter für kulturelle Vielfalt und Integration des WDR).

Am Dienstagnachmittag konnten sich die Teilnehmer der Konferenz dann in drei Workshops austauschen: "Personalmarketing und betriebliche Aus- und Fortbildung", "Unternehmenskommunikation und Profilbildung" sowie "Vielfalt im Arbeitsalltag". 25 Unternehmen sind an den Workshops und der Konferenz beteiligt: von der Bertelsmann Stiftung über die Deutsche Telekom, Henkel, Mediengruppe RTL oder der Vodafone-Stiftung Deutschland bis hin zu Stadtverwaltungen oder dem Regierungsbezirk Arnsberg.

Deutsche Post als "vielfältigster Arbeitgeber" ausgezeichnet

Viele Unternehmen und Verwaltungen setzen sich beispielhaft für kulturelle Vielfalt ein. So hat die Deutsche Post DHL bereits 2011 den Deutschen Diversity-Preis als „Vielfältigster Arbeitgeber“ gewonnen. Dem Unternehmen geht es dabei um die Schaffung von günstigen Rahmenbedingungen für Mitarbeiter mit Migrationshintergrund - und damit um ein gutes Betriebsklimas. Helfen sollen dabei der betriebsinterne Sportverein "FC Post" sowie "Camp4us", ein Ferienlager für Mitarbeiterkinder. Diese Angebote sollen die Angst vor kulturellen Unterschieden in der Freizeit zu überwinden. Mit dem Konzept MIDEAL (Miteinander in der Arbeit leben) soll zudem ein Bewusstsein geschaffen werden, welches sich proaktiv gegen Diskriminierung und Gewalt im betrieblichen Alltag richtet.

Mehr Migranten bei der Düsseldorfer Polizei

Fatma Yildiz und Suresh Baalasingam werben für die Düsseldorfer Polizei um Migranten (Foto vom 21.02.2011)

Die Düsseldorfer Polizei, ebenfalls auf der Konferenz vertreten, stellt derzeit vermehrt Menschen mit Migrationshintergrund ein. Etwa fünf Prozent der Polizeibeamten in der Landeshauptstadt haben bereits einen Einwanderungshintergrund. Nach dem Willen von Polizeipräsident Herbert Schenkelberg soll sich diese Zahl in Zukunft noch verdoppeln. In ihren Reihen soll sich die die Bevölkerung widerspiegeln, so der Wunsch der Behörde. Schließlich ist es auch für die Polizei wichtig, die Milieu- und Sprachkenntnisse von Beamten aus Einwandererfamilien nutzen zu können.

Zentrale Rolle für Bezirksvertretung Arnsberg

Auch die Bezirksregierung Arnsberg berichtete auf der Konferenz von ihren Erfahrungen. Dem in Arnsberg angesiedelten "Kompetenzzentrum für Integration" kommt in der Ausführung des im Februar 2012 verabschiedeten Integrationsgesetzes eine zentrale Rolle zu: Mit der Regionalen Arbeitsstelle zur Förderung von Kindern und Jugendlichen aus Zuwanderungsfamilien (RAA) entscheidet es landesweit über die Verteilung derjenigen Personen, die neu nach NRW zugewandert sind. Gleichzeitig fördert die Bezirksregierung selbst Projekte, wie etwa seit 2007 die "Vereinigung zur Integration der russlanddeutschen Aussiedler e.V." (VIRA) in Düsseldorf.