Computergrafik zeigt den Entwurf zum Neubau einer Moschee in Köln

Politiker werben für geplantes Gotteshaus

Köln ringt um den Bau einer Moschee

Stand: 29.05.2007, 06:00 Uhr

Zu den Bauplänen für die erste repräsentative Moschee in Köln beginnt am Dienstag (29.05.2007) die Bürgerbefragung. Bislang äußerten sich vor allem Rechtspopulisten und Prominente zu dem Projekt. Die Stimmung ist gespalten - so wie auch die CDU vor Ort.

Von Frank Überall

Was denkt die Kölner Bevölkerung über die geplante Moschee im Stadtteil Ehrenfeld? Offizielle Erhebungen gibt es darüber nicht. Und die Antworten auf diese Frage sind äußerst unterschiedlich. 80 Prozent der Bevölkerung würden die Errichtung eines repräsentativen islamischen Gotteshauses ablehnen, sagt zum Beispiel der Ehrenfelder CDU -Vorsitzende Jörg Uckermann. Die deutschen Bürger seien nahezu einmütig für die Moschee, meint dagegen Mehmet Yildirim von der türkisch-islamischen Organisation Ditib.

Bedenken gegen "islamische Symbolik"

Die Ditib will am Rand der Kölner Innenstadt einen großen Bau mit Gebetsraum, Veranstaltungssaal sowie Wohnungen und Geschäften errichten. Schon heute steht auf dem Gelände eine Moschee, die aber kaum als solche auffällt. Es ist eine ausgediente Lagerhalle, die immer wieder notdürftig renoviert wurde. Jetzt soll erstmals in Köln ein repräsentatives Gebäude her. Der Entwurf sieht eine wuchtige Kuppel und zwei 55 Meter hohe Minarette vor

Gegner des Baus bezeichnen das als "islamische Symbolik". Rechtspopulisten schüren seit Monaten in Köln gezielt Widerstand gegen das Bauvorhaben. Ein von den Rechten initiiertes Bürgerbegehren hatte keinen Erfolg. Trotzdem kämpfen sie weiter. So unterwanderten sie einen Informationsstand der Stadtverwaltung, bei dem Oberbürgermeister Fritz Schramma (CDU) und Ehrenfelds Bezirksbürgermeister Josef Wirges (SPD) um Verständnis für das islamische Gotteshaus werben wollten.

Kölns CDU in Moschee-Frage gespalten

An "normale" Bürger kamen Schramma und Wirges kaum heran. Statt dessen wurden sie ständig von wütenden Moschee-Gegnern umringt und verbal attackiert. Die großen Parteien in Köln sind schließlich für den Neubau, auch der Kreisverband der CDU. Im Ortsverband Ehrenfeld allerdings regt sich Widerstand: "Wir lehnen die Baupläne ab", sagt Vorsitzender Uckermann: "Wir haben Angst, dass die Stimmung hier im Viertel kippt." Angst vor Überfremdung spricht aus diesen Worten, vor einer Dominanz islamischer Symbole in dem Kölner Stadtteil.

Auch der Schriftsteller Ralph Giordano hat sich als Gegner der Moschee geoutet. Die Bevölkerung sei mehrheitlich gegen solche Bauten, sagte er. Das werde von den Politikern ignoriert. Die Befürworter haben mit dem Grundgesetz ein gewichtiges Argument: "Es gibt in Deutschland ein Recht auf freie Religionsausübung, das gilt auch für Muslime", erklärt zum Beispiel OB Schramma. Giordano erreichten für seine Position Morddrohungen, Schramma muss sich auf der Straße beschimpfen lassen. Die Stimmung ist aufgeheizt. Da kommen fundierte Diskussionen über die Verkehrsbelastung durch eine größere Moschee oder über die Höhe der Türme im Vergleich zu den Nachbarhäusern meist zu kurz.

Bebauungsplan muss geändert werden

Dabei gibt es die Ehrenfelder Moschee schon seit Jahrzehnten. Die alte Lagerhalle ist in dem Stadtteil nie ein Problem gewesen, auch wenn der Kontakt zwischen Moscheegemeinde und Bevölkerung erst jetzt langsam intensiver wird. Würde Ditib einen Neubau in der gleichen Größe errichten, wäre das rechtlich kein Problem. Weil jetzt aber ein repräsentativer Bau im orientalischen Stil entstehen soll, muss der Bebauungsplan geändert werden. Dazu wird an diesem Dienstag (29.05.2007) die so genannte Bürgerbeteiligung der Stadt Köln gestartet. Zunächst in einer Veranstaltung, dann vier Wochen lang auch schriftlich, können Anwohner zu dem Vorhaben Stellung nehmen. Nach der Beratung in Politik und Verwaltung könnte Ende 2007 ein Beschluss im Stadtrat stehen - und erst danach könnte die Baugenehmigung offiziell erteilt werden.

In Duisburg-Marxloh wird die bundesweit größte Moschee dann wahrscheinlich schon stehen. Sie ist längst im Bau, während in der Islam-Hochburg Köln seit Jahren über ein solches Projekt gestritten wird. Immerhin gibt es in Köln rund 120.000 Muslime. Gerade deshalb ist Ehrenfelds Bezirksbürgermeister Wirges sicher, dass der Bau auch für den sozialen Frieden in der Stadt wichtig ist: "Es geht nicht mehr darum, ob die neue Moschee gebaut wird, sondern nur noch um das 'Wie'. Die Muslime haben ein Recht darauf, ihre Religion frei, aber auch würdig auszuüben!"