Dolmetscherin im Krankenhaus

Duisburger Klinik wird von Muttersprachlern unterstützt

Dolmetscher am Krankenbett

Stand: 18.10.2006, 14:56 Uhr

Ein Mann muss dringend operiert werden. Der Arzt erklärt vorab warum, doch der Patient spricht kein Deutsch. Kein seltenes Szenario in Krankenhäusern. Eine Duisburger Klinik setzt jetzt auf einen internen Dolmetscherdienst - den ersten in NRW.

Von Katja Göbel

Do you speak english? Türkce konusuyormusunuz? Allein in Duisburg leben rund 140.000 Menschen aus Einwandererfamilien. Wer gar kein oder nur wenig Deutsch spricht, hat im Notfall ein Problem - zum Beispiel im Krankenhaus. Bei Behandlungen oder vor wichtigen Operationen können sprachliche Barrieren nicht nur Misstrauen und Angst bei Patienten auslösen, sondern im schlimmsten Fall auch Fehldiagnosen zur Folge haben.

Im St. Johannes-Hospital des Katholischen Klinikums in Duisburg-Hamborn sollen Verständigungsprobleme bald zur Vergangenheit gehören. Dort sind jetzt 20 Muttersprachler im Einsatz. Und zwar ehrenamtlich.

Gespräche in zehn Sprachen

Es ist der erste interne Dolmetscherdienst in einem NRW-Krankenhaus. Die Klinik konnte hauseigene Mitarbeiter zum Übersetzen gewinnen. "Das hat den Vorteil, dass die Leute nicht nur eine Fremdsprache perfekt beherrschen, sondern auch noch vom Fach sind", erklärt Rolf Behler, Leiter des Duisburger Gesundheitsamtes. So sind vor allem Krankenpflegekräfte im Dolmetscherdienst. Mit ihnen können die Ärzte im Haus Termine vereinbaren. Die 20 Mitarbeiter decken bis jetzt zehn verschiedene Sprachen ab.

Vorbild für andere Häuser

"Die Auswahl von Muttersprachlern aus anderen Ländern sorgt bei Patienten und Ärzten für Sicherheit und Akzeptanz", sagt auch Ulrich Heisterkamp, Geschäftsführer des Katholischen Klinikums Duisburg. Derzeit befinde man sich noch in einer Projektphase, doch sehr bald wolle man den Dienst auch auf andere Häuser des Klinikums ausweiten.

Auch NRW-Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann zeigt sich erfreut: "Das Projekt zeigt, dass sich auch ohne großen finanziellen Aufwand viel erreichen lässt. Ich wünsche mir, dass bald weitere Kliniken dem wegweisenden Modell folgen werden."