Karte Tagebauseen

Freizeitidylle oder Angstmacher?

Wenn aus Kohlefeldern Seen werden

Stand: 24.07.2009, 06:00 Uhr

Der Erdrutsch in Nachterstedt hat die Diskussion um Tagebauseen neu entfacht. Auch in NRW entstanden in den letzten Jahrzehnten Seenlandschaften durch den Kohleabbau. Viele dienen heute als Ausflugsziel.

Die Karte des Landesamts für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz zeigt es genau: Ganze Seenlandschaften sind mittlerweile im Rheinland durch den Abbau von Braunkohle entstanden. Um die Kohle aus der Erde zu räumen, müssen Massen von Geröll bewegt werden. Sind die Bagger des Tagebaubetriebs dann abgerückt, bleibt ein Loch im Erdreich zurück. Bei neuzeitlichen Tagebauen wird dieser Restraum meist als See umgestaltet.

Die Grafik zeigt dunkelblau markiert die bereits entstandenen Restseen im Rheinland (siehe auch Details unten) sowie künftig geplante Restseen in hellblau. Noch laufende Tagebaue sind gelb dargestellt, abgeschlossene in grün und geplante in weiß. Einzig den geplanten Restsee in Inden verzeichnet die Karte noch nicht. Doch der wird, wie Hambach und Garzweiler, ebenfalls riesige Ausmaße haben. 1.100 Hektar mit einem 14 Kilometer langen Seeufer.

Wasserflächen sind größer als der Chiemsee

Viele der Seen sind mittlerweile zu Naherholungsgebieten geworden, die Wassersportler, Badegäste und Naturliebhaber anziehen. Doch die künftigen Riesen-Seen der aktuellen Abbaugebiete Inden, Hambach und Garzweiler haben ganz andere Ausmaße. Nach dem Erdrutsch von Nachterstedt in Sachsen-Anhalt, bei dem ein Baggersee ganze Häuser verschluckte, sind auch die Anwohner der Abbaugebiete im Rheinland verunsichert.

So formiert sich in Düren bereits seit langem Widerstand gegen das Vorhaben. Auch der BUND warnt vor Erdrutschgefahr und sieht bei so tiefen Gewässern auch die Ökologie baden gehen. Außerdem wirft der BUND dem Betreiber RWE Power vor, mit Flutung statt Zuschüttung des Lochs in Inden rund 250 Millionen Euro sparen zu wollen.

Tagebauseen im Überblick

1: Die Ville-Seen: Rund 40 kleine Seen gehören zu dem Naturpark zwischen Kerpen und Brühl - entstanden durch Braunkohlegruben des 19. Jahrhunderts.

2. Der Blausteinsee: Entstand erst 1994 und ist heute ein beliebtes Naherholungsgebiet. Seit 2004 sind Teile des Sees auch zum Schwimmen freigegeben.

3. Der Zülpicher See: Genau genommen zwei Seen. Der Wassersportsee dient Schwimmern, Tauchern und Surfern. Der Naturschutzsee ist auch ein Biotop für Wasservögel.

4. Der Dürener See: Dort entstand Ende der 70er Jahre ein Freibad für 10.000 Menschen - auch "Dürener Adria" genannt. Sportangler und Taucher nutzen ebenfalls den See.

5. Tagebau Inden: Ab 2030 soll bei Inden ein gigantischer Restsee entstehen. 40 Jahre lang soll dann das elf Quadratkilometermeter große Loch geflutet werden. Viele sprechen vom "Indeschen Ozean".

6. Tagebau Hambach: Unter dem 85 Quadratkilometer großen Abbaufeld lagern 2,5 Milliarden Tonnen Braunkohle, die bis zu 450 Meter tief liegen. Auch dort soll ein See enstehen.

7. Tagebau Garzweiler I/II: Dort werden jährlich 140 Millionen Kubikmeter Abraum - Gestein, Kies und Erde - bewegt. Die Flutung des größten Restsees im Rheinland soll 2045 beginnen und bis zu 60 Jahre dauern.

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