Offenbarungseid und spektakuläre Flucht

Middelhoff droht der nächste Ärger

Stand: 27.07.2014, 15:39 Uhr

Pleite-Spekulationen, ein Offenbarungseid und eine spektakulärer Abgang aus dem Essener Landgericht: Ex-Arcandor-Chef Thomas Middelhoff kommt derzeit nicht aus den Schlagzeilen. Schon am Montag (28.07.2014) droht ihm neuer Ärger.

Thomas Middelhoff blickt auf turbulente Tage zurück. Und auch am Montag (28.07.2014) wird es wohl kaum ruhiger um ihn werden. In Essen wird das Untreueverfahren gegen ihn fortgesetzt. Außerdem will ihm ein Gerichtsvollzieher einen weiteren Vollstreckungsauftrag über 933.000 Euro präsentieren. Kann der Manager überhaupt noch seinen Verpflichtungen nachkommen?

"Ich bin nicht pleite"

Auf die Frage "Sind Sie pleite?" antwortete Middelhoff am Sonntag (27.07.2014): "Ganz klare Antwort. Nein." Er bestätigte aber, dass er bereits am Freitag vor einem Gerichtsvollzieher in Essen Auskunft über seine Vermögensverhältnisse - im Volksmund Offenbarungseid genannt - habe geben müssen. Medienberichten zufolge lagen mehrere Vollstreckungstitel gegen ihn vor. Nach seinen Angaben fordert allein die Bank Sal. Oppenheim rund 70 Millionen Euro von ihm, der Unternehmensberater Roland Berger 7,5 Millionen, sein früherer Vermögensverwalter Josef Esch 2,5 Millionen und der Arcandor-Insolvenzverwalter 3,4 Millionen. Umgekehrt verlangt Middelhoff über 200 Millionen Euro. Mit einem Antrag vor dem Landgericht Bielefeld hatte er die Vermögensauskunft im letzten Moment abwenden wollen. Er konnte wohl aber die vom Gericht geforderten Sicherheiten in Höhe von acht Millionen Euro nicht erbringen.

Middelhoff sagte, sein Problem sei, dass er an seine Liquidtät nicht herankomme, die von der Bank Sal. Oppenheim blockiert werde - widerrechtlich, wie er und seine Anwälte meinen. Dazu erwarte er jedoch noch in diesem Jahr ein erstinstanzliches Urteil. Er habe ausreichend andere Vermögenswerte.

Vor Fotografen aus Fenster geflüchtet

Nach dem Gerichtstermin am Freitag hatte Middelhoff das Essener Landgericht auf spektakuläre Weise verlassen. Um wartenden Fotografen zu entfliehen, die ihn seiner Ansicht nach "abschießen" wollten, wählte der 61-Jährige einen filmreifen Abgang aus einem Fenster an der Rückseite des Justizgebäudes. Er kletterte an einem Regenrohr entlang auf ein Garagendach und verschwand dann mit einem Sprung aus etwa drei Metern Höhe. Gegenüber dem WDR zeigte er sich stolz auf seine körperliche Konstitution: "Mit meinen 61 Jahren bin ich noch ziemlich fit, ich bin den Fotografen entwischt."

Middelhoff führte aus, er sei "wie die Katze übers Dach. Ich musste drei Meter tief auf eine Garage springen und dann noch einmal drei Meter auf die Straße. Dann bin ich durch den Hinterhof fröhlich pfeifend zu einer Nebenstraße gegangen, habe mir ein Taxi gewunken und bin zu Gesprächen und Verhandlungen geflogen." Er betonte, er sei nicht vor den Fragen der Journalisten geflüchtet, aber er habe auch nicht in die "Medienfalle" gehen wollen, die ihm ein ehemaliger Geschäftsfreund gestellt habe: "Das wollte ich mir und vor allem meiner Familie nicht antun."