Thomas Middelhoff

Prozess gegen Ex-Arcandor-Chef

Middelhoff soll Schadenersatz zahlen

Stand: 26.04.2012, 12:51 Uhr

Ex-Arcandor-Chef Thomas Middelhoff soll dem Insolvenzverwalter des Konzerns Schadenersatz zahlen. Er habe seine Pflichten als Vorstand des Unternehmens verletzt, befand das Landgericht Essen am Mittwoch (25.04.2012). Über die Höhe des Schadenersatzes muss noch verhandelt werden.

Middelhoff und drei weitere ehemalige Vorstände der Karstadt-Muttergesellschaft Arcandor hätten beim Verkauf eines Kaufhauses in Wiesbaden ihre Pflichten verletzt, entschied das Landgericht Essen am Mittwoch (25.04.2012). Sie hätten es unterlassen, die Überschreibung des Warenhauses an einen Immobilienfonds zu verhindern. Dieser hatte für das Kaufhaus dann nach Ansicht des Arcandor-Insolvenzverwalters Hans-Gerd Jauch eine überhöhte Miete verlangt. Jauch legte Klage ein.

Der Insolvenzverwalter hatte Middelhoff und zehn weitere frühere Vorstände und Aufsichtsräte aufgrund fünf angeblich wirtschaftlich nachteiliger Immobilienverkäufe zur Zahlung von 175 Millionen Euro verklagt. Das Landgericht Essen erkannte aber nur im Fall der Wiesbadener Filiale auf eine "schuldhafte Pflichtverletzung". Die Höhe des entstandenen Schadens sei jedoch fraglich, sagte Richterin Regina Pohlmann. Der klagende Insolvenzverwalter Jauch nannte das Urteil im Anschluss "einen Meilenstein", während die Anwälte von Middelhoff betonten, ihr Mandant habe keinen Schaden verursacht, sondern Schaden vom Unternehmen abgewendet.

Middelhoff will gegen Insolvenzverwalter klagen

Da Middelhoffs Anwälte umgehend Berufung einlegten, muss das Grundurteil nun vom Oberlandesgericht in Hamm überprüft werden. Aber auch damit ist noch nicht die letztmögliche Instanz erreicht. Der Fall könnte auch noch den Bundesgerichtshof beschäftigen. Erst danach wird dann über die konkrete Schadenshöhe entschieden werden. Dies könne "wahrscheinlich mehrere Jahre dauern", sagte die Richterin. Insolvenzverwalter Jauch rechnet sogar mit "bis zu zehn Jahre". Gutachten des Insolvenzverwalters zufolge liegt die Schadenshöhe zwischen 30 und 46 Millionen Euro. Sollte Middelhoff verurteilt werden, wird er nicht selbst bezahlen müssen, teilte sein Anwalt mit. Eine Versicherung werde für den Manager einstehen.

Middelhoff kündigte seinerseits eine Schadenersatzklage in Höhe von 120 Millionen Euro gegen den Insolvenzverwalter an. Als Grund nannte sein Anwalt Rufschädigung. Durch die überzogenen Vorwürfe des Insolvenzverwalters seien Middelhoff große Geschäftschancen verbaut worden.