Fahnen mit der Aufschrift Arcandor wehen im Wind

Nach dem Rückzug des Sanierers Piepenburg

Was passiert mit Arcandor?

Stand: 17.07.2009, 13:49 Uhr

Er sollte Arcandor in Eigenverwaltung sanieren - und ist gescheitert. Am Donnerstag (16.07.2009) legte Horst Piepenburg sein Mandat nieder, weil er sich zu wenig unterstützt fühlt. Jetzt droht dem Konzern die Regelinsolvenz - und damit die Zerschlagung.

Eine Insolvenz in Eigenverwaltung bedeutet, dass das Unternehmen weiterhin von seinem Management geführt und eine Sanierung aus eigener Kraft versucht wird. Mit diesem großen Ziel war Horst Piepenburg, der wohl bekannteste Insolvenzverwalter Deutschlands, Anfang Juni 2009 beim Handels- und Touristikkonzern Arcandor angetreten. Als Generalbevollmächtigter war er der wichtigste Mann im Unternehmen. Er sollte nach dem Willen der Eigentümer Arcandor so umbauen, dass es überlebensfähig ist.

Nach nur sechs Wochen gab Piepenburg sein Mandat nun zurück. Er fühle sich von den Eigentümern, vor allem der Kölner Privatbank Sal. Oppenheim, im Stich gelassen, sagte er am Donnerstag (16.07.2009). Zwar will er weiterhin als Berater für Arcandor arbeiten, ob aber die Insolvenz in Eigenverwaltung fortgeführt und Arcandor als Ganzes erhalten wird, ist jetzt fraglich. Wird stattdessen das Regelinsolvenz-Verfahren aufgenommen, steht die schnelle Bezahlung der Schulden bei Mitarbeitern, Banken und Lieferanten im Vordergrund. Dazu würden Unternehmensteile so schnell wie möglich verkauft - und damit Arcandor zerschlagen.

Sanierungskonzept eingefordert

Sal. Oppenheim weist Piepenburgs Vorwürfe zurück. "Die Gesellschafter des Bankhauses sind selbstverständlich an einer tragfähigen Lösung zur Sanierung des Unternehmens interessiert", schreibt die Bank in einer Mitteilung von Freitag (17.07.2009). Es läge aber noch kein Konzept vor. Dies sei aber Voraussetzung für die Zusage neuer Mittel.

Bis Mitte August haben das Management und der vorläufige Insolvenzverwalter Klaus Hubert Görg Zeit, ein solches Konzept zu erarbeiten. Er war zusammen mit Piepenburg vom Amtsgericht bestellt worden, um Arcandor zu sanieren. "Für den weiteren Verlauf des Insolvenzverfahrens ändert sich nichts. Wir erhalten uns sämtliche Optionen, die Unternehmen der Arcandor-Gruppe zu sanieren", so Görg.

Welche Chancen hat Arcandor?

Der Arcandor-Vorstand um Karl Gerhard Eick kündigte an, weiter nach Investoren zu suchen. Die komplette Übernahme des Konzerns aber ist so gut wie ausgeschlossen. Metro würde Karstadt gerne mit dem eigenen Warenhaus-Ableger Galeria Kaufhof zusammenlegen. Für die profitable Reisetochter Thomas Cook ließen sich schnell Interessenten finden, schwierig dagegen wird es im verlustträchtigen Versandhandel mit Quelle.

Während viele Aktionäre sich bei einem Verkauf der Einzelteile einen guten Erlös erwarten, drängen vor allem die Gewerkschaften auf den Erhalt des Konzerns als Ganzes. Sie befürchten einen massiven Abbau von Arbeitsplätzen, wenn Arcandor aufgeteilt wird.

Unterschiedliche Interessen

Die Interessen von Sal. Oppenheim sind vielschichtiger: Die Bank war erst im vergangenen Jahr bei Arcandor eingestiegen, um Kredite der Quelle-Erbin Grete Schickedanz abzusichern. 24,9 Prozent halten die Kölner Bankiers am Konzern - und haben seitdem große Verluste hinnehmen müssen, da der Aktienkurs von Arcandor stark gefallen ist. Eine erfolgreiche Sanierung könnte den Börsenkurs wieder in die Höhe treiben, die Bank würde ihre Verluste verringern oder sogar wettmachen.

Gleichzeitig ist Sal. Oppenheim bei Immobilienfonds involviert, die vor einigen Jahren die Karstadt-Immobilien übernommen haben. Nach Ansicht von Branchenexperten waren zu hohe Mieten ein Grund für die Schwierigkeiten von Arcandor. Im Zuge der Insolvenz hat der Konzern die Mietzahlungen reduziert, was die Erträge der Fonds schmälert. Die Frage ist, in wie weit die Bank nun bereit ist, dem Konzern neues Geld zur Verfügung zu stellen. Oder ob nicht der Verkauf der Einzelteile der beste Weg wäre, das schlagzeilenträchtige Engagement so schnell und Bilanz schonend wie möglich zu beenden.