Tauben sitzen auf einem Karstadt-Schriftzug

Insolvenz ohne Staats-Bürgschaft nicht zu verhindern?

Karstadt ruft um Hilfe

Stand: 25.05.2009, 08:08 Uhr

Der Essener Handelskonzern Arcandor kann nach Ansicht seines Chefs Karl-Gerhard Eick ohne Staatshilfe nicht überleben. Wenn nicht bis zum 12. Juni 2009 eine Bürgschaft vereinbart werde, sei für Karstadt Schluss.

Eick braucht bis zum 12. Juni 2009 für die Kaufhaustochter Karstadt eine 650-Millionen-Euro-Bürgschaft, weil dann eine Kreditlinie ausläuft. Außerdem möchte der Konzern einen 200- Millionen-Euro-Kredit von der staatseigenen Bank KfW. Sollte diese Bürgschaft nicht zustande kommen, seien die Jobs in den 121 Karstadt-Häusern akut bedroht.

Dann würden die Biografien von mehr als 50.000 Mitarbeitern gebrochen, sagte Karstadt-Chef Stefan Herzberg. "Zusammen mit den Familien unserer Beschäftigten würden weit mehr als 100.000 Menschen in eine ungewisse Zukunft entlassen." Zudem seien zahlreiche Folge-Insolvenzen bei Karstadt- Lieferanten zu befürchten. Ein Verschwinden von Karstadt wäre zudem eine Katastrophe für die deutschen Innenstädte, so Herzberg. Mit einem Aktionstag in allen Karstadt-Filialen am kommenden Freitag (29.05.09) will das Unternehmen darauf aufmerksam machen.

Widerstand gegen Rettungswünsche

In Politik und Wirtschaft regt sich Widerstand gegen eine Karstadt-Rettung durch den Staat. Unions-Fraktionschef Volker Kauder sagte, dass Arcandor bereits vor der aktuellen Finanzkrise in Schwierigkeiten war. Der Chef des Mülheimer Handelsriesen Tengelmann, Karl-Erivan Haub, sagte, wenn Arcandor und seine Kaufhaustochter Karstadt mit Steuergeld gerettet würden, sei dies ein Schlag ins Gesicht aller Unternehmer, die ordentlich gewirtschaftet haben.

Eick betonte, dass eine Fusion mit dem Konkurrenten Kaufhof zu einer "Deutschen Warenhaus AG" keine kurzfristige Lösung sei. Er halte einen Zusammenschluss frühestens ab 2010 für möglich. Es gebe noch nicht einmal "durchdachte Konzepte für einen solchen Zusammenschluss - nicht einmal von der Kaufhof-Mutter Metro".