Ein Traditionsunternehmen in Schwierigkeiten

Kurzarbeit bei Dirostahl

Stand: 16.11.2015, 06:00 Uhr

Dirostahl in Remscheid steckt in der Krise. Das Familienunternehmen klagt über Umsatzrückgänge von 20 Prozent. Schuld daran sei die aktuelle weltpolitische Lage, sagt die Geschäftsführung der Schmiede. Die Folge: Kurzarbeit. Düstere Aussichten auch für die Mitarbeiter.

Von Johannes Rasch

Gustavo Rodriguez etwa arbeitet seit 31 Jahren bei Dirostahl. Als Dreher an der computergesteuerten Drehbank. Sein Vater hat auch schon hier gearbeitet. Ein sicherer Job, hieß es immer. Aber ob das so bleibt? "Man macht sich natürlich so seine Gedanken, wie es weiter gehen soll,“ sagt Rodriguez. Noch sind es nur vier Tage im Monat, die der zweifache Familienvater zu Hause bleibt. Wenn es mehr werden, kann es auch finanziell eng werden.

Abhängig von weltweiten Entwicklungen

Dirostahl ist extrem abhängig von weltweiten Entwicklungen, sagt Manfred Diederichs, der Geschäftsführer von Dirostahl. So liefert seine Schmiede Teile für Ölbohrinseln und die Fracking-Industrie. Wegen des niedrigen Ölpreises investiert aber niemand in die Suche nach neuen Energiequellen. Und bei Dirostahl bleiben die Aufträge aus.

Bürgerkriege verhindern Investitionen

Auch die Bürgerkriege in Syrien und Libyen verhindern Investitionen und damit Aufträge für Dirostahl. Zementfabriken etwa werden vor allem in Nordafrika gebaut. "Solange in Syrien und Libyen geschossen wird, wird niemand da ein Zementwerk aufbauen," sagt der Geschäftsführer. Das gleiche gilt für die Ukraine. Solange der Konflikt mit den russischen Separatisten nicht gelöst ist, werden die Stahlwerke im Osten des Landes nicht wieder aufgebaut. Was das Geschäft bei Dirostahl noch einigermaßen in Gang hält, sind Aufträge für Windräder.

Kurzarbeit statt Kündigungen

Welche Auswirkungen die Krisen der Welt auf die bergische Wirtschaft hat, lässt sich kaum einschätzen, sagt die Industrie- und Handelskammer. Ihre Mitgliedsbetriebe jedenfalls sind nicht mehr ganz so optimistisch wie vor einem Jahr. Bei Dirostahl sind alle stolz darauf, dass hier seit 50 Jahren niemandem betriebsbedingt gekündigt wurde. Durch die Kurzarbeit soll das auch so bleiben, sagt Diederichs: "Das Wirtschaftsleben ist wie eine Sinus-Kurve. Es geht rauf und runter. Wir wollen unsere Fachkräfte behalten, weil wir davon ausgehen, dass es demnächst wieder bergauf geht.“