Geburtstag René Magritte

Stichtag

21. November 1898 - Geburtstag von René Magritte

Eines Nachts verschwindet die Mutter von René Magritte. Vergeblich durchstöbert die restliche Familie das Wohnhaus im wallonischen Lessines. Dann findet der Suchtrupp die Fußspuren der Hutmacherin, die bis zur Brücke über den Fluss Sambre führen. Magrittes Mutter hat sich von dort ins Wasser gestürzt. Als man ihren Leichnam entdeckt, ist ihr Gesicht von ihrem Nachthemd verhüllt.

Der Selbstmord der Mutter ist ein traumatisches Erlebnis für den zwölfjährigen Magritte – und die Initialzündung für seine Malerei. Noch im selben Jahr nimmt er erstmals Zeichenunterricht. Viele seiner frühen Bilder setzen sich mit dem Tod auseinander, zeigen Wasser und mit weißem Stoff verhüllte Gesichter. Später wird der Hut – genauer: die Melone – zu Magrittes surrealistischem Markenzeichen.

Fotorealistische Bilder mit rätselhaften Motiven

Geboren wird Magritte am 21. November 1898 als Sohn eines Schneiders in Lessines. Schon früh beginnt er mit dem Zeichen, von 1916 bis 1918 studiert er Kunst an der Brüsseler Akademie der Schönen Künste. 1922 heiratet er sein Modell Georgette Berger, mit der er bis zu seinem Tod zusammenbleibt. 1930 ziehen beide nach Brüssel, wo Magritte das Esszimmer seiner Wohnung zum Atelier umfunktioniert. Nahezu 800 Bilder entstehen hier, die Hälfte seines Werks. In Magrittes Esszimmer trifft sich die belgische Surrealistengruppe samstags zum Gespräch – und verhilft den Bildern des Malers gemeinsam zu geheimnisvollen Titeln.

Magrittes fast fotorealistisch gemalte Bilder wollen vor allem eines sein: rätselhaft. "Wir wissen in der Tat nichts von dem, was meine Bilder darstellen", wird der Künstler später einmal sagen. "Der Mensch, für den die Welt kein Geheimnis ist, wird in meinen Bildern nichts finden, was sie zu enthüllen suchen." Stattdessen entwerfen die Gemälde Welten, die mit der Logik des Traums funktionieren. Auf dem Bild "Der Menschensohn" (1964) etwa sind die Augen eines Mannes im grauen Mantel mit Melone durch einen riesigen grünen Apfel ersetzt, auf "Herrschaft des Lichts" (1954) ein kleines, spärlich beleuchtetes Haus bei Nacht, hinter dem sich ein hellblauer Tageshimmel mit weißen Wölkchen erstreckt.

Kunst als Kuckucksei

Magrittes wohl berühmtestes Gemälde "Der Verrat der Bilder" von 1929 zeigt eine Pfeife, unter der die Bemerkung steht, dass dies keine Pfeife sei ("Ceci n’est pas une pipe"). Es wird zur Ikone der surrealistischen Malerei. Vor allem aber räumt es mit der banalen, aber oftmals übersehenen Vorstellung auf, dass das Bild mit dem abgebildeten Gegenstand identisch sei. Für Magritte ist die Beschriftung ein Akt der Wahrheit: "Können Sie meine Pfeife stopfen? Natürlich nicht! Sie ist nur eine Darstellung. Hätte ich auf mein Bild geschrieben, dies ist eine Pfeife, so hätte ich gelogen."

In Wirklichkeit geht es bei Magritte immer wieder aber auch um Täuschung und Illusion, die den Betrachter zum Denken anregen soll. Auf die Frage, was Surrealismus sei, antwortet Künstlerkollege Andrè Breton: "Das ist ein Kuckucksei, das unter Mitwissen von René Magritte ins Nest gelegt wird." Dabei kommt Magrittes neue Art zu malen auch bei Sammlern sehr gut an: Anders als andere Surrealisten kann er von seiner dekorativen Kunst gut leben. Der Maler stirbt 1967 in Brüssel an Magenkrebs.

Stand: 21.11.2013

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