Einweihung der Paulskirche in Frankfurt am Main

Stichtag

9. Juni 1833 – Frankfurter Paulskirche wird eingeweiht

Als 1848 in Deutschland die Revolution ausbricht, einigen sich die Revolutionäre auf die lutherische Paulskirche im verkehrsgünstig gelegenen Frankfurt am Main als parlamentarischen Versammlungsort. Mit Glockenklang und Kanonenschlägen beziehen 397 Abgeordnete das Gotteshaus. Auf dem Turm werden schwarz-rot-goldene Fahnen aufgezogen, hinter der Kanzel ein Tuch mit dem übergroßen Doppeladler platziert.

Die teils radikal antiklerikalen Parlamentarier verdecken zusätzlich die Orgel mit einer riesigen Abbildung Germanias, die ein Schwert in der Linken trägt: Die Paulskirche wird zur Wiege der deutschen Demokratie.

Bäume aus dem Kirchenturm

Ihre geschichtliche Karriere beginnt die Paulskirche ganz traditionell als Gotteshaus. In direkter Nachbarschaft zum Frankfurter Römer soll sie eine baufällige Franziskanerkirche ersetzen – und wird deshalb, des Armutsgelübtes des franziskanischen Bettelordens eingedenk, später zunächst "Barfüßerkirche" genannt. Ausgerechnet im Jahr der Französischen Revolution 1789 starten die Bauarbeiten. Geplant wird die Paulskirche als Prachtbau im Stil der Dresdner Frauenkirche: mit klassisch strengem Turm und einer leicht ovalen Grundform, die allen Gläubigen den Blick auf die Kanzel gewährt.

Als der Gemeinde während der Besetzung der Stadt durch die Truppen Napoleons und die damit verbundenen Zwangsabgaben das Geld ausgeht, kommt die Paulskirche in der Messestadt Frankfurt zunächst als Warenlager zum Einsatz. In dieser Zeit beginnen sogar Bäume aus dem verwahrlosten Turm herauszuwachsen. 40 Jahre ruht der Bau, dann einigt sich die neu erstarkte Bürgerschaft auf eine Finanzierung. Am 9. Juni 1833 wird die Paulskirche eingeweiht. 2.000 Menschen bietet sie in ihrem lichtdurchfluteten Innern Platz.

Miserable Akustik

Im Mai 1848 beziehen die Parlamentarier die Paulskirche. In der Folge haben sie bei ihrem Weg zu einer gesamtdeutschen Verfassung nicht nur mit den Reaktionären aus Preußen und Österreich, sondern auch mit der schlechten Akustik des Gebäudes zu kämpfen. Deshalb wird später eine Zwischendecke eingezogen; um die Kälte zu dämmen, bekommt die Paulskirche eine der ersten Fußbodenheizungen Deutschlands.

Nach dem sang- und klanglosen Scheitern der deutschen Revolution bleibt die Paulskirche während Kaiserzeit und Weimarer Republik die größte lutherische Kirche Frankfurts. 1944 wird sie bei einem Luftangriff zerstört und vier Jahre später als schlichte Gedenkstätte der Demokratie wieder aufgebaut. Heute wird hier der Goethepreis der Stadt Frankfurt verliehen und die Friedenspreisträger des Deutschen Buchhandels geehrt.

Stand: 09.06.2013

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