Vollendung von Da Vincis Gemälde Das letzte Abendmahl

Stichtag

8. Februar 1498 - Leonardo da Vinci vollendet Abendmahl-Gemälde

"Es ist ein Wunder, dass es überhaupt noch zu sehen ist", sagt Dr. Alexander Linke vom Kunsthistorischen Institut der Universität Bochum. Bei dem Wandgemälde "Das Abendmahl" machte Leonardo da Vinci einen Fehler. Er wählte nicht die haltbare Fresko-Technik, das Malen auf feuchtem Putz, sondern zeichnete direkt auf die trockene Wand. So konnte er sich mehr Zeit lassen und immer wieder korrigieren. Zudem benutzte Da Vinci eine Mischtechnik, die man aus der Tafelmalerei kennt. "Das ist eine Farbtechnik, die auf Eigelb und Leinöl basiert, sie hatte wenig Bestand", erklärt der Renaissance-Experte Alexander Linke. Im Februar 1498 vollendete Da Vinci das Wandbild - doch kaum 20 Jahre später zeigten sich erste Risse und Flecken. Ein Zeitgenosse sagte über das Wandgemälde: "Es ist ganz ausgezeichnet, obwohl es bereits beginnt, schadhaft zu werden."

"Herr bin ich's?"

Kein anderes Werk Da Vincis wurde bereits zu seinen Lebzeiten so gelobt wie "Das Abendmahl". Seine Version des Themas ist zum Inbegriff aller Abendmahlskompositionen in der europäischen Kunst geworden, kopiert und zitiert von Vielen. Die zwölf Jünger, jeweils in Dreier-Gruppen angeordnet, sind in Aufruhr: "Herr bin ich's?" Der Verräter Judas sitzt erstmals auf der gleichen Tischseite wie die anderen Apostel, mitten unter ihnen. Nur einer bleibt ruhig: Jesus, der gerade den Satz ausgesprochen hat: "Wahrlich ich sage euch: Einer unter euch wird mich verraten." Die Erschrockenheit der Jünger zeigt sich in der Vielfalt ihrer Bewegungen. Leonardo da Vinci selbst sagte einmal, ein Maler dürfe den Geist eines Menschen nicht nur durch das Gesicht ausdrücken, sondern auch in Haltung und Bewegung.

"Wann immer Leonardo eine Figur malen wollte, dachte er zuerst über ihre Eigenschaften nach. ... Dann ging er dorthin, wo er wusste, dass Personen mit solchen Eigenschaften sich versammeln ... und hielt alles mit dem Zeichenstift fest", erinnerte sich ein Zeitgenosse. In den Gassen Mailands hatte Da Vinci fast ein Jahr lang nach einem Modell für den Judas gesucht.

Verfall ist mittlerweile aufgehalten

Mit dem Wandbild, entstanden im Auftrag des Mailänder Herzogs Ludovico Sforza, begründete Leonardo da Vinci die Hochrenaissance. Von den Pinselstrichen des Originals ist allerdings wenig geblieben. Seit dem 17. Jahrhundert wird das Renaissance-Gemälde ständig restauriert. "Mittlerweile ist es halbwegs stabilisiert und der Verfall aufgehalten", sagt Alexander Linke von der Universität Bochum.

Zu verdanken ist das vor allem der Restauratorin Pinin Brambilla, die das Gemälde seit 1979 erneuert hat und dafür 20 Jahre brauchte. Recht machte sie es nicht allen: Sie habe das Abendlicht in den Haaren der Apostel und das Purpur der Gewänder wieder eingefangen, sagen die Einen. Andere werfen ihr vor, das Bild, das noch immer im Speisesaal des Mailänder Klosters Santa Maria della Grazie zu besichtigen ist, sei nun zu bunt. Einig ist man sich an einem Punkt: "Das Abendmahl" hat trotz seines schlechten Zustands wenig von seiner Überzeugungskraft eingebüßt.

Stand: 08.02.2013

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