Zerstörung der Buddha-Statuen von Bamiyan

Stichpunkt

12. März 2001 - Zerstörung der Buddha-Statuen von Bamiyan

Ende Februar 2001 gerät Afghanistan weltweit in die Schlagzeilen: Es wird bekannt, dass die Taliban die Buddha-Statuen von Bamiyan sprengen wollen. Die UN-Vollversammlung tritt zusammen, der deutsche UN-Botschafter Dieter Kastrup kritisiert die beabsichtigte Zerstörung jahrhundertealter kultureller Monumente als "barbarischen Akt religiöser Intoleranz". Doch alle Appelle nützen nichts: "Die Zerstörungsaktion dauerte länger als zwei Wochen", sagt Journalist Taisir Alluni vom arabischen Fernsehsender Al-Dschasira, einer der wenigen ausländischen Zeugen der Ereignisse im 2.500 Meter hoch gelegenen Tal von Bamiyan in Zentral-Afghanistan. "Beim großen Buddha brauchten sie lange, es gab Dutzende von Explosionen." Am 12. März 2001 bestätigt die Uno die Zerstörung der rund 1.500 Jahre alten Steinfiguren aus vorislamischer Zeit.

Im sechsten Jahrhundert entstanden

Die steinernen Riesen, 53 und 35 Meter hoch, werden im sechsten Jahrhundert unserer Zeitrechnung von buddhistischen Mönchen aus dem Fels geschlagen. Die Nischenwände werden wie die beiden Buddhas reich bemalt. Bamiyan ist damals ein Handels- und Pilgerort an der antiken Seidenstraße - geprägt durch die hellenistische Kultur, einem Erbe des Alexanderreiches, und durch die buddhistische Religion, eingeführt von Missionaren aus Indien. Erst ab etwa 1000 nach Christus kommt der Islam in die Region.


Die Taliban-Bewegung entsteht erst in den frühen 1990er Jahren. Es handelt sich um Abgänger von Religionsschulen, die in den 1980er Jahren im pakistanischen Grenzgebiet zu Afghanistan gegründet wurden. Unterstützt werden die Taliban vom pakistanischen Geheimdienst, der um Einfluss im Nachbarland bemüht ist. Die Taliban gelten als leichter steuerbar als die zersplitterten Mudschaheddin-Gruppen, die gegen die Sowjets gekämpft haben. Die neue Bewegung erobert ab 1994 Afghanistan. Vier Jahre später nehmen sie auch das Hochtal von Bamiyan ein.

Angeblicher Verstoß gegen Bilderverbot

Obwohl die dortigen Buddha-Statuen längst nicht mehr religiös verehrt werden, sehen die Taliban in ihnen Kultgegenstände, die gegen das islamische Bilderverbot verstoßen. Aus Sicht der Taliban verunreinigen die Buddhas den islamischen Charakter Afghanistans und müssen deshalb zerstört werden - entgegen der zuvor über Jahrhunderte vorherrschenden Interpretation. Die neuen Machthaber vernichten daher ungezählte Kunstwerke: Nicht nur die Buddha-Statuen werden gesprengt, sondern auch das Nationalmuseum in Kabul verwüstet.


Nach den Anschlägen vom 11. September 2001 greifen die USA Afghanistan militärisch an und stürzen das Taliban-Regime. Es soll Osama Bin Laden, dem mutmaßlichen Drahtzieher der Attentate, Zuflucht gewährt haben. Bald nach dem Sturz der Taliban beginnt die Unesco die Bruchstücke der gesprengten Buddha-Statuen zu sichern und zu lagern. 2011 sind Arbeiten im Gang, um die Figuren zu rekonstruieren.

Stand: 12.03.2011

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