Stichtag

25. Januar 2010 - Vor 30 Jahren: Walter Röhrl gewinnt erstmals Monte Carlo

Die Ideallinie findet er bereits als Chauffeur des Bischöflichen Ordinariats Regensburg: Walter Röhrl hat gerade erst den Führerschein, als er rund 120.000 Kilometer im Jahr abspult. Ach Walter, wir haben doch viel Zeit, soll der Standardspruch auf der Rückbank gewesen sein. Aber Röhrl hört nicht so genau hin, weil er mit Bremspunkt und Gaseinsatz beschäftigt ist. Den Bischof von Regensburg hat Röhrl allerdings nie gefahren, sein Chef ist damals der Rechtsvertreter der bayerischen Bischöfe. 1968 wird Röhrl von einem Freund überredet, an der Bavaria-Rallye teilzunehmen. Ab da ist er nicht mehr zu bremsen. Er gibt seinen Job auf und gewinnt 1971 die erste von 13 Europameisterschaften. Ein Traum treibt ihn an: "Ich wollte einmal in meinem Leben Monte Carlo gewinnen", sagt er später. "Das war das Ziel meines Lebens." Das fünftägige Autorennen gehört zu den Klassikern des Motorsports. Es ist nicht nur kurvenreich, es wird auch in der Nacht gefahren. Die letzte Etappe wird "die Nacht der langen Messer" genannt.

1980 bekommt er die Chance: Zunächst soll Röhrl nur bei einigen WM-Läufen teilnehmen, doch dann startet er auch bei der Rallye von Monte Carlo. Sie führt vorwiegend durch die französischen Alpen und wird vom "Automobile Club de Monaco" (ACM) ausgerichtet, der auch das Formel-Eins-Rennen von Monaco organisiert. Röhrl kommt gut ins Rennen. Im französischen Ski-Ort Serre Chevalier offenbart die Winterrallye jedoch ihren hohen Schwierigkeitsgrad: erst Schnee, dann wieder trockene Strecke, gefolgt von spiegelglatten Abschnitten. Röhrl greift in die Trickkiste: Sein Beifahrer verstempelt sich einmal bei einer Zeitkontrolle - absichtlich. So müssen die beiden bei Neuschnee nicht als erste starten. Ein anderes Team macht den Schneepflug. Kurz vor dem Ziel wird Röhrl am 25. Januar 1980 vor eine neue Herausforderung gestellt. Eine Zuschauerin hat Röhrl Apfelsinen geschenkt. Die liegen zunächst auf dem Rücksitz und kullern dann - während der rasanten Fahrt vorbei an Abgründen ohne Leitplanken - unter die Pedale. Röhrl sammelt bei vollem Tempo die Orangen ein - und gewinnt mit 40 Sekunden Vorsprung.

Röhrl gewinnt 1980 die komplette Weltmeisterschaft. Das wiederholt er zwei Jahre später. Bei der Rallye von Monte Carlo wird er insgesamt vier Mal Erster und damit Stammgast bei der Siegerehrung mit Fürst Rainer. In seiner Karriere erreicht Röhl 14 Rallye-Siege bei WM-Läufen. Trotz seiner Erfolge gibt er sich bescheiden: "Ich brauche keinen Hubschrauber, keine Yacht, kein Haus in Florida." Ihm reiche eine Radtour in den Bayerischen Wald und eine Brotzeit zum Glücklichsein. Der am 7. März 1947 geborene Röhl hatte nie einen Unfall während eines Rennens - aber im Straßenverkehr: als ihm einmal ein anderer Autofahrer, die Vorfahrt nahm.

Stand: 25.01.10