Stichtag

10. November 2004 - Vor 85 Jahren: Michail Kalaschnikow wird geboren

"Dass ich Waffenkonstrukteur wurde, lag an den Deutschen. Wäre der Krieg nicht gewesen, hätte ich vermutlich Geräte für zivile Zwecke gebaut", sagt Michail Kalaschnikow, der 1941 als russischer Soldat mit einer deutschen Maschinenpistole angeschossen wird. Im Lazarett schwört er sich, für die Rotarmisten endlich ein gutes Sturmgewehr zu erfinden. Doch der Zweite Weltkrieg ist vorbei, als seine Konstruktion 1947 in Serie geht: ein einfach zu bedienendes Gewehr, die "Automat Kalaschnikow", kurz AK-47. Zunächst versteckt es die Rote Armee. Die Soldaten müssen es in der Hülle transportieren. Dann entdecken die Kreml-Führer, dass die Kalaschnikow eine ideale Waffe für ihre Weltrevolution ist. Mit fast fünf Kilogramm ist sie schwerer, aber robuster als alle vergleichbaren Gewehre. Sie kann Einzelschüsse oder Dauerfeuer abgeben. In das nach vorne gekrümmte Magazin passen 30 Schuss. Die Kalaschnikow funktioniert überall: Im russischen Winter, in der Sahara und im Dschungel ebenso wie im feuchten Sumpf.

Die AK 47 wird der größte Exportschlager der Sowjetunion: In Vietnam werden die Amerikaner mit der Kalaschnikow besiegt. Das afrikanische Mosambik bildet das Gewehr als Symbol für den Freiheitskampf in seinem Staatswappen ab. In Deutschland nimmt die Rote Armee Fraktion (RAF) die Waffe in ihr Logo auf. 19 Länder kaufen von der Sowjetunion Fertigungslizenzen. Weltweit existieren über 70 Millionen Kalaschnikows. Sogar in den USA ist das Gewehr weit verbreitet, vor allem bei Drogendealern und Gangs. Mit chinesischer Stahlmunition durchschlägt die AK-47 auch Motoren.
Michail Kalaschnikow kommt am 10. November 1919 als achtes von 18 Kindern in Kurja, einem Dorf in der Altai-Region, zur Welt. Im Zug von Stalins Zwangskollektivierung wird die Familie nach Sibirien deportiert. Mit 17 Jahren verlässt er die Schule und arbeitet bei der Eisenbahn. Mit seiner Erfindung gelingt Kalaschnikow der Aufstieg in der Sowjet-Gesellschaft. Er erhält den Stalinpreis und wird 1950 als Abgeordneter in den Obersten Sowjet der UdSSR gewählt. Sein ganzes Leben lang forscht er in einer geheimen russischen Rüstungsschmiede im Ural weiter an seiner Waffe. Ob Maschinenpistolen, Maschinengewehre oder Sturmgewehre, die Einzelteile aller Kalaschnikows sind untereinander austauschbar. "Mein Anliegen ist es, der Menschheit im Gedächtnis zu bleiben. Und zwar als ein Mensch, der Waffen geschaffen hat, um die Grenzen seines Landes zu schützen. Anders darf es nicht sein", sagt Kalaschnikow. "Ich hätte nie gedacht, dass meine Waffen in internationalen Konflikten eingesetzt werden."


Stand: 10.11.04