Stichtag

26. Januar 2010 - Vor 135 Jahren: Erster elektrischer Zahnbohrer patentiert

Bis Anfang des 19. Jahrhunderts stochern Zahnärzte vornehmlich mit Schabern und stricknadelähnlichen Instrumenten in den Mündern ihrer Patienten herum. Um Karies zu entfernen, wird später ein Bohrer mit einer Bogensehne entwickelt, die ihn durch Hin- und Herbewegen in Umdrehungen versetzt. 1865 lässt sich ein Tüftler namens Harrington eine Bohrmaschine samt Uhrwerk zum Aufziehen patentieren. Das edle Stück ist aus Silber, mit Blumenmustern verziert und wird in einer walnussfurnierten Kassette geliefert, die mit Samt ausgeschlagen ist. Dummerweise macht sie schon nach wenigen Minuten schlapp.

George Green will das Loch in der technischen Entwicklung füllen. Am 26. Januar 1875 erhält der Amerikaner das Patent auf den ersten elektrisch betriebenen Bohrer. Es ist eine Revolution im Dentalgewerbe, die sich aber zunächst nicht durchsetzen kann. Viel zu schwer, unhandlich und gefährlich ist Greens Erfindung: Will man der Überlieferung glauben, dann bekommen Ärzte und Patienten immer wieder Stromschläge verpasst. Hinzu kommt, dass die Stromversorgung auch in den USA zu dieser Zeit alles andere als flächendeckend ist.

So macht lange Zeit der so genannte Tretbohrer das Rennen, der wie eine Nähmaschine mit einem Fußpedal betrieben wird. Greens elektrische Maschine kann sich erst in den sechziger Jahren des 20. Jahrhunderts durchsetzen. Dank der Erfindung des Elektromotors wandert der Antrieb in den Bohrer selbst. War es vorher schwierig, mit der ganzen Apparatur nahe genug an den Patienten heranzukommen, erreicht der Arzt seitdem auch den hintersten Backenzahn.

Bis heute ist der elektrische Zahnbohrer in der Behandlung von Karies das A und O. Die Angst vorm Zahnarzt kann er den Patienten allerdings nicht nehmen: Bis heute müssen zwei Drittel aller Deutschen kräftig die Zähne zusammenbeißen, um sich in den Behandlungsstuhl zu trauen.

Stand: 26.01.10