Stichtag

03. Januar 2008 - Vor 50 Jahren: Edmund Hillary gewinnt Wettlauf zum Südpol

Vivian Fuchs hat einen Plan. "Ich habe vor, die Antarktis so zu durchqueren, wie es einst Sir Ernest Shackleton versucht hat", sagt der 45-jährige britische Polarforscher zu dem acht Jahre jüngeren neuseeländischen Abenteurer Edmund Hillary. Fuchs hat vor, Hillary für die waghalsige Tour in das nahezu unerforschte ewige Eis zu gewinnen. Der Brite will die Hauptexpedition leiten und unterwegs wissenschaftliche Messungen durchführen. Hillary soll Fuchs entgegenkommen und auf der Strecke Depots mit Benzin und Nahrungsmittel anlegen, damit die Weiterreise, nachdem der Südpol durchquert ist, möglich wird. Für diesen Zulieferjob scheint der Neuseeländer der richtige Mann. Denn Hillary liebt die schier unmöglichen Herausforderungen: Immerhin stand er zuvor bereits als erster Mensch auf dem Mount Everest. Im "Kampf gegen die Langeweile" ist ihm keine Gefahr zu groß.

Hillary nimmt das Angebot an. Aber er verfolgt eigene Ziele. Von Anfang an hat der ehrgeizige Bergsteiger den Plan, als erster den Südpol zu erreichen. Dem entsprechend kalkuliert der zwei Meter große Hüne seine Tour mit mehr Treibstoff, mehr Fahrzeugen und einem größeren Vorrat an Proviant. Auf dem neuseeländischen Tasman-Gletscher erprobt er mit seinem 22-köpfigen Team den Umgang mit Schneeraupentraktoren und Hundeschlitten. Im Dezember 1956 macht sich Hillary auf die Reise zur Antarktis - und nutzt den Winter, um Schlitten und Fahrzeuge zu präparieren und sich mit ersten Erkundungsgängen ins Innere des siebten Kontinents mit der Umgebung vertraut zu machen.

Als die beiden Teams aus entgegengesetzter Richtung gen Südpol aufbrechen, hat Fuchs eigentlich keine Chance. Während er sich im guten Glauben an die Loyalität seines Kollegen unter widrigsten Bedingungen Meter für Meter nach vorne kämpft, kommt die besser ausgerüstete und gut eingespielte "Traktorengang" des Neuseeländers einfach schneller voran. "Wir fahren jetzt zum Pol, wenn Gott es will und die Gletscherspalten es erlauben". Mit diesen Worten lässt Hillary am 2. Weihnachtstag per Funkspruch die Bombe platzen. Der Versuch des verdutzten Fuchs, den Trupp durch die Forderung nach einem zusätzlichen Depot für Treibstoff jenseits der Route aufzuhalten, scheitert. "Ihr Funkspruch kommt zu spät", vermeldet Hillary: "Sind noch 380 Kilometer vom Pol entfernt. Habe weder genügend Lebensmittel noch genügend Brennstoff, um mich hier festzusetzen und ihre Ankunft abzuwarten". Am 3. Januar 1958 erreicht Hillary nach über 2.000 Kilometern durchs ewige Eis als erster den Pol. Dem verärgerten Fuchs lässt er die Ehre, als erster die Antarktis zu durchqueren.

Stand: 03.01.08