Einweihung des NWDR-Funkhauses Köln

Stichtag

21. Juni 1952 – Eröffnung des NWDR-Funkhauses in Köln

Bei der Eröffnungsfeier am 21. Juni 1952 ist der große Sendesaal des neuen Funkhauses des Nordwestdeutschen Rundfunks (NWDR) an der Ecke Rechtsschule/Wallrafplatz in Köln randvoll gefüllt. 700 Ehrengäste belegten alle Plätze. Fracks und Zylinder prägen die Atmosphäre, Kammerchor und großes Orchester mit Johannes Brahms und Robert Schumann die Musik.

Selbst Bundespräsident Theodor Heuss (FDP) gibt sich die Ehre. Er schlägt einen langen Bogen in die Mediengeschichte, lobt das Gebäude - und verweist darauf, dass "der Schall und sein Gesetz" sein eigentlicher Bauherr gewesen seien.

Ruhestörer Kölner Dom

Tatsächlich stellt der Ort im Zentrum Kölns den Architekten Peter Friedrich Schneider und seinen "Elektroakustiker" vor große Herausforderungen. Der Platz in der Innenstadt ist begrenzt, die Ruine des alten Hotel Monopol muss in den Bau mit einbezogen werden. Vor allem aber darf das Glockengeläut des "Dicken Pitter" vom Dom in den acht Sendesälen nicht zu hören sein. 50 Zentimeter dicke Wände und besondere Platten zur Schallisolierung lösen das Problem.

Am Ende entsteht ein sieben Geschosse hohes, mit Glasfenstern von Georg Meistermann und Wandmalereien von Anton Wolff verziertes Haus mit einer klar strukturierten Fassade und 16.000 Quadratmeter Nutzfläche, das als Europas modernstes Funkhaus gilt. Vor allem aber ist es nicht nur für den Rundfunk, sondern im Sendesaal 3 auch für die Fernsehzeit gerüstet: Ende 1952 wird von hier aus das erste Fernsehprogramm für rund 200 TV-Geräte im Kölner Umreis ausgestrahlt.

Der eigenen Bedeutung Rechnung tragen

Politisch hat das neue Funkhaus vor allem strategische Bedeutung. Denn die Zentrale des NWDR liegt an der Elbe. Zwar kommt über die Hälfte der Gebühreneinnahmen inzwischen aus Nordrhein-Westfalen. Die Entscheidungen aber werden weiterhin in Hamburg gefällt.

In Hamburg hatte man sich deshalb lange gegen den Neubau gewehrt. Allein der Beharrlichkeit des Kölner Intendanten Hanns Hartmann ist es zu verdanken, dass das NWDR-Gebäude in seiner jetzigen Form – und an seinem jetzigen Ort – eingeweiht werden kann. Denn ursprünglich sollte es an der Kölner Peripherie entstehen.

"Das 'N' es fott"

Das neue Kölner Funkhaus jedenfalls schafft die räumlichen und technischen Voraussetzungen dafür, dass sich der WDR 1956 vom NDR wird abspalten können. "Das 'N' es fott" werden die Kölner die Trennung lapidar kommentieren.

Schon bei der Einweihungsfeier scheint NRW-Ministerpräsident Karl Arnold (CDU) dies im Hinterkopf zu haben. In seiner Rede jedenfalls freut er sich besonders darüber, dass das neue Haus "mehr als bisher die besonderen Anliegen und Eigenheiten unseres Landes im Gesamtprogramm wird vertreten können".

Stand: 21.06.2012

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