Heinz Rühmann mit Helmut Weiss (l.) und Gerhard Dammann (M.) im Film "Quax, der Bruchpilot" von 1941

Stichtag

16. Dezember 1941 - Der Film "Quax, der Bruchpilot" wird uraufgeführt

Im Kriegswinter 1941 sieht es nicht gut aus für die deutsche Wehrmacht: Ihr Angriff auf die Sowjetunion, der im Juni desselben Jahres unter dem Decknamen "Barbarossa" begann, steckt vor Moskau fest. Fast 900.000 deutsche Soldaten sind bereits tot oder als vermisst gemeldet. In dieser Situation stehen UFA-Komödien hoch im Kurs: Die Deutschen sollen im Kino ihre Alltagssorgen vergessen. Einer dieser Filme ist "Quax, der Bruchpilot", der am 16. Dezember 1941 in Hamburg uraufgeführt wird. Ein scheinbar harmloser Spaß, der tatsächlich aber dem nationalsozialistischen System dient: "Die gute Laune ist ein Kriegsartikel", so Propagandaminister Joseph Goebbels. "Unter Umständen kann sie nicht nur kriegswichtig, sondern kriegsentscheidend sein."

Wenn es um gute Laune geht, gehört Heinz Rühmann zu den stärksten Waffen der UFA. In "Quax, der Bruchpilot" spielt er den Angestellten Otto Groschenbügel, der bei einem Preisausschreiben eine Ausbildung zum Sportpiloten gewinnt. Auf dem Flugplatz fällt der kleine Mann mit der großen Klappe gleich unangenehm auf: Er ist disziplinlos, angeberisch und feige. So einer muss natürlich eine Bruchlandung erleben.

Rühmann arrangiert sich

Auch wenn Rühmann nicht in die NSDAP eintritt, arrangiert er sich während seiner Karriere mit dem Nazi-Regime. Auf Druck von Goebbels trennt sich Rühmann 1938 von seiner jüdischen Frau, Maria Bernheim, und sorgt für ihre Emigration nach Schweden. Goebbels belohnt ihn mit einer eigenen Herstellungsgruppe bei der Produktionsfirma Terra. Zudem kann Rühmann nun auch Regie führen. In Rühmanns Villa am Kleinen Wannsee, die der Schauspieler für einen Dumping-Preis von der emigrierten jüdischen Vorbesitzerin erworben hat, verbringt Goebbels gern mal einen gemütlichen Abend. Zum 43. Geburtstag des Propagandaministers dreht Rühmann 1940 ein Film mit dessen Kindern: "Lieber Papi, wie Soldaten siehst du uns hier aufmarschieren, und du hast es schon erraten, wir sind da und gratulieren."

Auch sonst zeigt Rühmann systemkonformes Wohlverhalten: Er sammelt Spenden für das Winterhilfswerk, posiert mit Adolf Hitler fürs Foto und singt im "Wunschkonzert für die Wehrmacht" Propagandalieder. Dafür wird Rühmann mit guten Honoraren und Privilegien belohnt. So darf der begeisterte Sportflieger auch in Kriegszeiten seine Privatmaschine behalten. In der Rolle des Quax, wie die Filmfigur Groschenbügel genannt wird, kann Rühmann deshalb viele der waghalsigen Flugmanöver selbst übernehmen.

"Zucht und Ordnung steht über allem"

Nach dem Zweiten Weltkrieg wird Rühmann für seine Rolle kritisiert. Er versichert, dass er niemals das Gefühl gehabt habe, an einem "Machwerk der Wehrertüchtigungspropaganda" mitzuwirken. Dennoch wirbt der Film versteckt für Hitlers Luftwaffe und vermittelt dabei Werte wie Disziplin und Unterordnung: "Sie gehören nicht zu der stürmischen Front, die wir brauchen", bringt der markige Fluglehrer Hansen den Quertreiber Quax zur Raison. "Die Fliegerei ist nämlich eine wichtige Sache, wichtiger für uns alle, als Sie ahnen."

Am Ende hat Quax seine Lektion gelernt: "Fliegerische Zucht und Ordnung steht über allem!" Er fügt sich lächelnd in das System von Befehl und Gehorsam ein - so, wie es auch das Filmpublikum tun soll. Deshalb wird "Quax, der Bruchpilot" 1945 von den Alliierten Militärbehörden verboten. Später gibt die Feiwillige Selbstkontrolle der Filmwirtschaft (FSK) den Film in einer gekürzten Fassung wieder frei. Die noch vor Kriegsende gedrehte, aber nicht mehr aufgeführte Fortsetzung "Quax in Fahrt", kommt erst 1953 unter dem Titel "Quax in Afrika" in die Kinos.

Stand: 16.12.2011

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