Robert Altman, US-Regisseur (Aufnahme von 2002)

Stichtag

20. November 2006 - Robert Altman stirbt in Los Angeles

Ein mobiles US-Militär-Lazarett im Korea-Krieg: Zwei Ärzte flicken Verwundete zusammen, spielen Golf, saufen und sind hinter den Frauen her. "M.A.S.H" ("Mobile Army Surgical Hospital") ist ein Kriegsfilm der etwas anderen Art: Es gibt kein klares Feindbild und keine Schlachten. Der Humor ist zynisch und Befehlsverweigerungen erscheinen normal. Zeitweise ist der Film für Vorführungen in US-Soldaten-Kinos gesperrt. "M.A.S.H" wird 1970 bei den Filmfestspielen in Cannes mit der "Goldenen Palme" ausgezeichnet und macht Regisseur Robert Altman schlagartig bekannt.

Der am 20. Februar 1925 in Kansas City geborene Altman ist zeitlebens ein Kritiker des "American Way of Life". Im Zweiten Weltkrieg ist er als Bomberpilot im Einsatz. Danach beginnt er ein Ingenieurstudium und dreht jahrelang für eine Firma in seiner Heimatstadt Dokumentar-, Schulungs- und Industriefilme. Mitte der 1950er Jahre gelingt es ihm, Geld für seinen ersten Spielfilm aufzutreiben. Alfred Hitchcock engagiert ihn als Regisseur für eine Folge der halbstündigen CBS-Reihe "Alfred Hitchcock presents".

Experimente mit 16 Tonspuren

Anschließend macht Altman als Autor und Regisseur eine erfolgreiche Fernsehkarriere. Er dreht unter anderem Episoden für Serien wie "Maverick" und "Bonanza". Den Kinofilm "M.A.S.H" kann er nur übernehmen, weil zahlreiche Regisseure es ablehnen, das politisch heikle Thema zu behandeln. Danach dreht er Genrefilme, die sich von der gängigen Hollywood-Kost unterscheiden. In seinem Western "McCabe und Mrs. Miller" von 1970 sind die Helden eine Opium rauchende Prostituierte und ein Bordellbesitzer.

Beim Film "Nashville", in dem Altman 1975 mit der amerikanischen Musikindustrie abrechnet, experimentiert er mit 16 Tonspuren. Auf diese Weise kann der Regisseur in einer Szene viele Darsteller einsetzen, die völlig unterschiedliche Dinge tun. Durch die Aussteuerung des Tons legt er fest, auf wen gerade zu achten ist. Altmans Versuch, das traditionelle amerikanische Kino zu modernisieren, zieht jedoch beim Publikum nicht. Seine Filme sind Kassenflops. Auch das 20 Millionen teure Musical "Popeye" kann das 1980 nicht ändern, es wird ein Misserfolg.

Goldener Bär und Ehren-Oscar

Nach "Popeye" geben die Hollywood-Produzenten Altman kein Geld mehr. Er hält sich in den 1980er Jahren mit Opern-Inszenierungen, Theaterarbeiten, billigen Filmen und Fernseharbeiten über Wasser. Dann hat er sein Comeback: Für seine Hollywood-Satire "The Player" (1991), dem Episoden-Film "Short-Cuts" (1993) und der Thriller-Komödie "Gosford Park" (2002) erhält er drei Oscar-Nominierungen. Für sein Lebenswerk wird Altman im Februar 2002 in Berlin mit einem Goldenen Bären und im März 2006 in Los Angeles mit einem Ehren-Oscar ausgezeichnet.

Altman hat Pläne für weitere Filme. Realisieren will er sie mit seiner Firma "Sandcastle" - Filmemachen ist für ihn wie Sandburgen bauen: "Nach getaner Arbeit setzen wir uns in den Sand, trinken Bier, rauchen einen Joint und sehen zu, wie die Flut kommt und binnen einer Stunde alles wegspült." Doch dazu kommt es nicht mehr. Altman stirbt am 20. November 2006 in Los Angeles an Krebs.

Stand: 20.11.2011

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